Rezension: Vogelstimmen im Flug
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Vogelstimmen im Flug – ein neues Werk von Prof. Hans-Heiner Bergmann
BERGMANN, H.-H., CHAPPUIS, C. u. K.-H. DINGLER (2014): Vogelstimmen im Flug. MP3-Disc in Stereo, 6 Stunden Spieldauer, dreisprachiges Begleitheft, 124 Seiten. Musikverlag Edition AMPLE, Germering, ISBN 978–3–938147-50-4. Preis 39,95 €.

Ganz abgesehen von der interessanten Konzeption für diese neue Vogelstimmen-CD erstaunen immer wieder die Akribie und die Materialfülle, mit denen Hans-Heiner Bergmann ein solches Projekt angeht. Das neue Werk schließt eine Lücke, was jeder Ornithologe, der Vögel kartiert oder Zugplanbeobachtungen macht, begrüßen wird.
Die CD bietet 850 Tonaufnahmen von 350 europäischen Arten. Für dieses erneute „Mammutwerk“ hat Bergmann mit Claude Chappuis, einer der führenden Bioakustiker in Frankreich, und Karl-Heinz Dingler, Leiter des Ample-Verlags, zwei kompetente Mitarbeiter gewonnen. Außer den umfangreichen eigenen Archiven konnten auch die Archive weiterer Spezialisten genutzt werden.
Das dreisprachige (deutsch, englisch, französisch) 124-seitige Begleitbuch enthält nach einer Einführung sehr detaillierte Informationen zu den Tonaufnahmen in systematischer Reihenfolge, insbesondere zu Ort und Datum sowie der spezifischen Situation, in der sich die Vögel jeweils befanden. Ein alphabetisch geordnetes Register ermöglicht einen raschen Zugriff auf die gesuchte Vogelart.
Zu hören sind Fluggesänge, Flug- bzw. Zugrufe sowie Aufzeichnungen von Flugschall, wie er zum Beispiel vom Höckerschwan mit den Schwingen erzeugt wird. Solche Tondokumente fliegender Vögel zu gewinnen, ist weitaus schwieriger, als den Gesang eines auf einer Warte singenden Vogels aufzunehmen, der gut geortet und längere Zeit verfolgt werden kann. Die Kenntnis der Flugrufe ist wichtig, wenn man sich mit dem Verhalten der Vögel beschäftigt, denn diese sind Signale, die vor allem für Artgenossen eine Mitteilungsfunktion haben.
Wer sich zunächst einmal exemplarisch orientieren will, was die CD bietet, wird wohl Arten heraussuchen, mit deren Lautinventar er besonders vertraut ist. Bei mir ist das zum Beispiel die Wacholderdrossel. Da finde ich Tondokumente aus vier verschiedenen Situationen. Bei anderen Arten ist das Lautinventar im Flug aber noch deutlich differenzierter. So sind es beim Bruchwasserläufer und beim Rotschenkel acht verschiedene Aufzeichnungen. Aber trotz dieser erstaunlichen Vielfalt machen die Autoren im Begleitbuch eine bescheidene Einschränkung: „Insgesamt sind wir leider noch weit davon entfernt, bei den Vögeln (von wenigen Ausnahmen abgesehen) das Repertoire an Gesängen und Rufen vollständig zu überblicken. Je näher man einen Vogel kennt und je mehr verschiedene Lautäußerungen man aufgenommen hat, desto eher begegnet man Zweifelsfällen.“
Wolfgang Lübcke
Weitere Infos zum Inhalt auf der Internetseite des Verlags (inkl. Liste der aufgezeichneten Vogelarten).