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Rezension: Faszination Raufußhühner

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Faszination Raufußhühner


KLAUS, S. u. H.-H. BERGMANN (2020): Auerhühner & Co,“. Heimliche Vögel in wilder Natur. AULA-Verlag Wiebelsheim, 256. S., ISBN 978-3-89104-835-1, 29,95 €

 

Auerhühner und CoDie Lektüre dieses Buches hat mich begeistert! Unsere heimischen Raußußhühner sind zwar – vielleicht bis auf geringe Vorkommen des Haselhuhns – ausgestorben, aber sie haben nichts an ihrer Faszination verloren.

Der letzte sichere Nachweis des Auerhuhns in Waldeck-Frankenberg stammt vom Upland aus den Jahren 1967 bis 1969 am Nordhang des Ettelsbergs. Möglicherweise gab es noch Anfang der 1970er Jahre vereinzelt Auerhühner im Upland, denn zu dieser Zeit wurde noch ein Hahn in einem benachbarten Briloner Revier erlegt. Spätere Beobachtungen gehen sehr wahrscheinlich auf eine gescheiterte Aussetzungsaktion im benachbarten Westfalen zurück.
Birkhühner wurden zum letzten Mal am Hohen Pön bei Usseln beobachtet. Aber noch um 1970 soll es Birkhühner im unmittelbar an der Kreisgrenze gelegenen NSG „Niedersfelder Heide“ gegeben haben.
Aus dem hessisch-westfälischen Grenzgebiet gibt es noch aus den letzten Jahren vereinzelt Haselhuhn-Meldungen. Diese müssten aber besser dokumentiert werden.

Das neue Buch stellt nicht nur die europäischen Raufußhuhn-Arten dar, sondern auch ihre asiatischen Verwandten, die bisher nur wenig erforschten Geschwisterarten von Auer-, Birk- und Haselhuhn, nämlich Steinauerhuhn, Kaukasusbirkhuhn, Chinahaselhuhn und das Sichelhuhn.


Siegfried Klaus und Hans-Heiner Bergmann sind ausgewiesene Raufußhuhn-Experten. Zusammen mit anderen Autoren haben sie schon vor vielen Jahren die Monografien über Auer-, Birk- und Haselhühner in der Neuen Brehm-Bücherei veröffentlicht. Siegfried Klaus hat Schutzprojekte für diese Arten fachlich begleitet.

Die Texte des neuen Buches pflegen eine gut verständliche Sprache und sind damit vorbildlich für die Vermittlung wissenschaftlicher Kenntnisse. Auch die Erlebniselemente der Texte fördern die Freude am Lesen. Ein Beispiel dafür ist die Darstellung der Birkhuhnbalz. Aus der großen Zahl von Veröffentlichungen über diese Artengruppe und den Ergebnissen eigener Forschungen setzen die Autoren inhaltliche Schwerpunkte, insbesondere zu den Anpassungen an die jeweiligen Lebensbedingungen der Raufußhühner oder auch zu Nachweis- und Zählmethoden.
Zudem besticht das Buch durch die vielen guten Fotos, grob geschätzt eine Text-Bild-Relation von 1 : 1. Nicht versäumen sollte man die genaue Lektüre der Bildbeschriftungen, denn die Fotos haben nicht nur eine ästhetische Funktion, sie vermitteln stets auch Inhalte.
Zur Balz der Raufußhühner bietet das Buch am Schluss QR-Codes, mit deren Hilfe sich Filmsequenzen erleben lassen.

Bereits das allgemeine Kapitel, das alle dargestellten Arten einbezieht, enthält wichtige Informationen zu den Erfahrungen mit Wiederansiedlungsprojekten.
In Hinblick auf den Artenschutz seien die Ausführungen über Störungen hervorgehoben. Eine moderne Methode hierzu ist die Untersuchung von Stresshormonen im Kot der Vögel. Auf diese Weise lassen sich Schwerpunkte touristischer Störungen ermitteln und daraus Schutzkonzepte entwickeln. Forschungen im Nationalpark Bayrischer Wald und im Schwarzwald haben ergeben, dass im Sommer bereits 20 Prozent und im Winter sogar 40 Prozent der Lebensräume durch Störungen blockiert sind.
Negativ auf Raufußhuhn-Bestände wirken sich auch Windräder im Wald durch Vogelschlag und Lärm aus.

Die Erfahrungen mit Wiederansiedlungsversuchen sind auch im Auerhuhn-Kapitel ein wichtiges Thema. Von elf in Deutschland initiierten Projekten waren nur zwei erfolgreich, in Thüringen und in der brandenburgischen Niederlausitz.
Für mögliche weitere Projekte gilt es aus den dortigen Erfahrungen zu lernen.
Eine überlebensfähige Population des Auerhuhns benötigt große Waldlandschaften von 40.000 bis 100.000 Hektar. Die Autoren geben Hinweise für eine „auerhuhngemäße“ Forstwirtschaft, z. B. zur Förderung innerer Grenzlinien im Wald. Bei Durchforstungen sei eine Minderung des Kronenschlusses auf wenigstens 70 Prozent erforderlich, damit genügend Licht auf den Waldboden gelangt und sich so die nötigen Heidelbeer-Bestände entwickeln können.
Überraschend die Auswirkungen der Borkenkäfer-Kalamitäten im Bayrischen Wald. Die danach einsetzende naturnahe Waldentwicklung führte zu einer Bestandszunahme des Auerhuhns!
Nicht bewährt hat sich die Auswilderung aufgezogener Auerhühner. In dem erfolgreichen Thüringer Projekt wurde eine Kombination von Wildfängen und naturnaher Aufzucht angewandt.
Die Autoren plädieren dafür, dass die Rettung noch vorhandener Auerhuhn-Populationen Vorrang vor Wiederansiedlungen haben sollte.

Das Birkhuhn kann Nutznießer von „Katastrophen“ im Wald wie Sturmschäden und nachfolgendem Borkenkäferbefall sein. Das wird am Beispiel des Thüringer Walds aufgezeigt. Im Erzgebirge und auf Truppenübungsplätzen wie der Muskauer Heide hat das Birkhuhn letzte Refugien gefunden.

Prekär ist in Deutschland auch die Situation des Haselhuhns. Einmalig hingegen in Mitteleuropa sind die zunehmenden Bestände im tschechischen Böhmerwald.
„Kleinflächige Nutzung – meist in Form von Kleinkahl-oder Streifenschlägen – und Belassen von Lücken und viel Laubholz in den aufwachsenden Nadelholzpflanzungen waren das Geheimnis des böhmischen Haselhuhnvorkommens.“
Verschwunden hingegen ist das Haselhuhn zum Beispiel aus Kernzone-Bereichen des Nationalparks Schwarzwald (s. die Untersuchungen von Fabian Anger und Marc I. Förschler in Vogelwarte 58, 2020: 273-283).

Soweit einige Anmerkungen zu den heimischen Raufußarten.
Wenn man nun meint, dass die Kapitel über die asiatischen Geschwisterarten von geringerem Interesse seien, weil man sie ohnehin nie zu Gesicht bekommen wird, wird man das nach Lektüre der entsprechenden Kapitel sicher anders sehen. Ist doch deren Biologie sehr interessant. Stellvertretend dafür möge das Steinauerhuhn stehen, das mit unserem Auerhuhn nah verwandt ist. Es lebt in der nordostsibirischen Lärchentaiga und fasziniert durch seine Anpassungen an die extrem harten, schneereichen Winter. Die Hähne legen durch Verbeißen der Triebe junger Lärchen regelrechte „Auerhuhngärten“ an. Das alljährliche Verbeißen führt zu einer intensiven Verzweigung der sich stark regenerierenden Lärchen und somit zu einem vervielfachten Nahrungsangebot, „ein eindrucksvolles Beispiel für Wechselwirkungen von Organismen im Lebensraum Wald“.

 

Wolfgang Lübcke

 

 

Weitere Infos finden Sie beim Aula-Verlag (externer Link).