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Rezension: Das große Buch vom Vogelzug

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Ein modernes Standardwerk zum Vogelzug

BAIRLEIN, F. (2022): Das große Buch vom Vogelzug. Eine umfassende Gesamtdarstellung. AULA-Verlag Wiebelsheim, 368 S., 644 farb. Abb., 355 Karten, ISBN 978-3-89104-825-2, 49.95 €

 

Das große Buch vom VogelzugTrompetende  Kraniche am Herbsthimmel, Zugstau von Kiebitzen bei Winter-Rückkehr oder die Ankunft der ersten Rauchschwalbe im März - der Vogelzug ist für jeden Ornithologen alljährlich ein großes Erlebnis! Ein neues Buch gibt auf die vielfältigen Fragen zum Vogelzug umfassend Auskunft.

Autor ist Franz Bairlein, der bereits seine Dissertation der Rastplatzökologie von Zugvögeln widmete und sich sich mit einer Arbeit über die Ernährungsphysiologie von Zugvögeln habilitierte. Von 1990 bis 2019 war er Direktor des Instituts für Vogelforschung "Vogelwarte Helgoland" in Wilhelmshaven.

In meinem Bücherschrank stehen zwei verdienstvolle ältere Werke über den Vogelzug. Ein Blick in deren Inhaltsverzeichnisse zeigt, dass zwar viele Themen mit denen in dem Buch von Franz Bairlein übereinstimmen, aber schon dessen zahlreiche, ansprechend gestalteten Karten und Grafiken belegen einen deutlich gesteigerten Informationsgehalt. 13 Seiten Abbildungsquellen im Anhang des Buches (= Literaturangaben) zeugen von einer sehr umfangreichen Recherchearbeit unter Einbeziehung der neuesten Quellen für dieses Buch. Aufgrund der zahlreichen Abbildungsquellen erspart sich der Autor die Ausweisung wissenschaftlicher Literatur im Text, was der Lesbarkeit zugute kommen soll.

Das einführende Kapitel über die Vogelzugforschung bezieht ausgehend von der Beringung moderne Methoden ein wie Satellitentelemetrie, Geolokatoren, Radiotelemetrie bis hin zu "genetischen Fingerabdrücken" aus Blutproben gefangener Vögel, um sie so ihre Herkunftspopulation feststellen zu können.

Eine Besonderheit dieses Vogelzug-Buches ist die mit rund 60 Seiten umfangreiche Darstellung des Zugverhaltens von über 80 Arten. Dazu das Beispiel Neuntöter mit zwei informativen Karten:

•  Fundorte im Ausland von in Deutschland beringten und Beringungsorte im Ausland von in Deutschland gefundenen Neuntötern
•  Zugwege, Rastgebiete und Überwinterungsorte von mit Geolokatoren ausgestatteten Neuntötern; farbliche Unterscheidung von Herbst- und Frühjahrszug

Die Artkapitel bieten so eine gute Nachschlagmöglichkeit, auch wenn man die eine oder andere Art vermissen mag.

Weitere Themen zum Vogelzug sind unter anderem dessen unterschiedliche Formen und Muster, räumliche Orientierung und Energetik, physiologische und morphologische Anpassungen, Rastbedingungen, ökologische Barrieren und Winterquartier.


Von aktuellem Interesse ist der Einfluss des Klimawandels auf den Vogelzug:
Veränderungen von Zugzeiten, Einflüsse auf Kondition und Bruterfolg sowie Verlagerung von Durchzugs- und Überwinterungsgebieten.


Dazu schlagwortartig einige Befunde:
Innerhalb der letzten 50 Jahre hat sich auf Helgoland der Vogel-Durchzug im Frühjahr bei 20 von 23 Arten mit guter Datenlage im Mittel um 10 Tage verfrüht. Viele Kurz- und Mittelstreckenzieher wandern heute nicht mehr so weit wie früher. Ein Beispiel für klimabedingte Zugwegverlängerung ist der Bienenfresser; er hat sein Brutgebiet in den letzten Jahrzehnten stark nordwärts erweitert. Bei nordeuropäischen Rauchschwalben wurde eine deutliche Verschiebung ihres Überwinterungsgebietes nach Norden festgestellt. Nur wenige Beispiele für viele interessante Befunde!

Aus Naturschutzsicht ist schließlich das Kapitel "Gefährdung und Schutz von Zugvögeln" mit einer Vielzahl von dargestellten Faktoren von besonderer Bedeutung. Verständlich, dass in der "Roten Liste wandernder Vogelarten" die Langstreckenzieher am stärksten betroffen sind.
Beispiel: Die deutschen Brutbestände der Turteltaube haben zwischen1992 und 2016 um etwa 85%abgenommen. Die Bejagung vor allem in Frankreich und NW-Afrika ist eine wesentliche Ursache dafür. Die Zahl der legal jährlich in Europa geschossenen Turteltauben wird auf 1,4 Millionen geschätzt. Aber für viele im Bestand abnehmende Trans-Sahara-Zieher ist nicht menschliche Verfolgung die primäre Ursache für die Rückgänge, sondern gravierender Lebensraumverlust.

Die wenigen bestens aufbereiteten Beispiele aus den umfangreichen Forschungen zum Vogelzug mögen belegen: Dieses Buch ist für Ornithologen als Lesebuch und Nachschlagewerk sehr zu empfehlen.
 

Wolfgang Lübcke