Rezension: Bergheiden im Rothaargebirge
zurück zur Seite "Rezensionen"
Hochheiden im Upland - beliebt bei Naturfreunden
Bergheiden im Rothaargebirge - Besonderheiten und Schutz eines historisch gewachsenen Lebensraums, 82-seitige Broschüre, Herausgeber: Zweckverband Naturpark Diemelsee, 2021
Die Hoch- oder Bergheiden im Waldecker Upland und westfälischen Sauerland sind ein beliebtes Ziel von Wanderern. Heute ist es selbstverständlich, diese Zeugen früherer Kulturlandschaft zu erhalten, sie zu pflegen und sogar frühere Heideflächen zu renaturieren. Doch das war nicht immer so. Die Ausweisung der Naturschutzgebiete "Osterkopf bei Usseln" (1982) und "Kahler Pön bei Usseln" (1987) erforderte viel Überzeugungsarbeit der Naturschützer.
Ein schöner Erfolg für den Naturschutz und den Tourismus ist nun das Bergheide-Projekt, das 2017 bis 2021 realisiert werden konnte, gemeinsam getragen von den Naturparken Diemelsee und Sauerland Rothaargebirge, der Biologischen Station des Hochsauerlandkreises sowie der Universität Osnabrück, unterstützt vom NABU Waldeck-Frankenberg und von dem Verein für Natur- und Vogelschutz Hochsauerlandkreis (VNV). Die Finanzierung erfolgte durch die Deutsche Bundesstiftung Umweltschutz (DBU) und die Umweltministerien von Hessen und Nordrhein-Westfalen.
Der Zweckverband Naturpark Diemelsee hat 2021 im Rahmen seiner Öffent-lichkeitsarbeit eine empfehlenswerte 82-seitige Broschüre zu diesem gelungenen Projekt herausgegeben:
Bergheiden im Rothaargebirge - Besonderheiten und Schutz eines historisch gewachsenen Lebensraums
Genauer Titel des Projekts: "Bergheiden im Rothaargebirge - Optimierung des Managements und Maßnahmen zur Renaturierung". Im vierjährigen Projekt-zeitraum wurden bisher rund 60 Maßnahmen umgesetzt.
Die fünf größten Bergheiden sind:
• Niedersfelder Heide auf dem Neuen Hagen (63 ha)
• Heide auf dem Ettelsberg bei Willingen (37 ha)
• Heide Kahler Asten bei Winterberg (27 ha)
• Heide auf dem Kahlen Pön bei Usseln (21 ha)
• Osterkopf bei Usseln (12 ha).
Hinzu kommen eine Reihe kleinerer Heideflächen wie zum Beispiel die Naturdenkmale "Eideler Berg" und Hochheide "Schneeberg" bei Usseln.
Neben den Bergheiden bezieht die Publikation auch deren "Kontaktbiotope" Borstgrasrasen und Bergmähwiese mit ein.
Wandertipps in der Broschüre sind der "Naturweg Kahler Pön" und "Unterwegs auf der Niedersfelder Heide".
Exemplarisch vorgestellt werden etliche charakteristische Pflanzen-, Vogel- und Insektenarten sowie die Waldeidechse.
Ein weiterer Schwerpunkt der Schrift gilt der Heidepflege durch Schafe, Mahd, Schoppern (neben den oberirdischen Pflanzenteilen wird auch ein Teil der Rohhumusschicht abgekratzt) und Plaggen mit einem Bagger als größte Boden-verwundung. Auch das kontrollierte Brennen und die notwendige Entbuschung zur Heidepflege werden dargestellt.
Spannend ist die Frage, wie eine Heiderenaturierung klappt. Ein größeres Projekt von knapp 3 ha war die Entfernung eines Fichten-Mischwalds am Kahlen Pön. Unter den dortigen Bäumen befanden sich noch Heidereste.
Wichtig zur Beurteilung von Pflege- und Renaturierungsmaßnahmen ist ein wissenschaftliches Monitoring, das die Universität Osnabrück geleistet hat. Die höchste Anzahl gefährdeter Arten und heidetypischer Zielarten wurde auf bereits vor etlichen Jahren angelegten Plaggflächen festgestellt. Es zeigte sich, dass sich Plaggen und Schoppern unterschiedlich auf die Verjüngung der Zwergsträucher auswirkt. Deshalb empfehlen die Wissenschaftler, beide Verfahren zur Verjün-gung von Bergheiden einzusetzen.
Auch nach dem erfolgreichen Projekt müssen die Pflegemaßnahmen fortgesetzt werden; sie sind eine Daueraufgabe. Aktuell befinden sich bereits etwa 30 weitere in der Planung.
Die Broschüre „Bergheiden im Rothaargebirge“ liegt an den Hütten der Berg-heiden (Graf-Stolberg-Hütte bei Usseln, Hochheidehütte am Neuen Hagen und Kahler Asten) aus oder kann bei dem Naturpark angefordert werden.
Auf der Homepage naturpark-diemelsee.de kann die Broschüre zudem herunter-geladen werden.
Wolfgang Lübcke