Allergieauslöser Beifuß-Ambrosie
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Botanischer "Neubürger" aus Nordamerika kann Allergien auslösen
In der griechischen Mythologie bezeichnet man als Ambrosia die Unsterblichkeit verleihende Götterspeise. In letzter Zeit ist aber von einer ganz anderen Wirkung der Beifuß-Ambrosie (Ambrosia artemisiifolia L.) die Rede, der heftige Allergien auslösenden Wirkung ihrer Blütenpollen.
Details zur Pflanze
Die Beifuß-Ambrosie, auch Beifußblättriges Traubenkraut genannt, gehört botanisch zur Familie der Korbblütler. Sie ähnelt mit ihren mehrfach gefiederten Blättern (siehe Foto links unten) im Aussehen dem heimischen Gewöhnlichen Beifuß (Artemisia vulgaris), ist jedoch nicht näher mit ihm verwandt. Sie stammt ursprünglich aus Nordamerika. Als Neubürger (Neophyt) wurde sie wie ihre nahe Verwandte, die Stauden-Ambrosie (A. psilostachya DC.), vermutlich bereits Ende des 19. Jahrhunderts nach Europa eingeschleppt. In Deutschland wird sie mindestens seit 1927 beobachtet. Ältere Angaben sind unsicher, da Verwechslungen mit ihrer nahen Verwandten nicht auszuschließen sind.
Die Beifuß-Ambrosie erreicht auf mageren Standorten eine Wuchshöhe von 50 cm, an nährstoffreichen und gut mit Wasser versorgten Standorten kann sie aber 1,5 m hoch werden.
Männliche und weibliche Blüten sind voneinander getrennt, befinden sich aber auf der selben Pflanze (einhäusig, getrenntgeschlechtlich). Da die einjährige Pflanze nur bei hohen Temperaturen keimen kann, setzt ihr Wachstum meist erst in der zweiten Juni-Hälfte ein, bereits Anfang August öffnen sich die ersten Blüten. Die Blütezeit kann bis zum ersten Nachtfrost anhalten. Dann stirbt die Pflanze an. Während die zahlreichen männlichen Blüten-Köpfe trotz ihrer geringen Einzelgröße gut zu erkennen sind, bilden sie doch einen traubigen Gesamt-Blütenstand, befinden sich die weiblichen Köpfchen zu 1-3 an kurzen Seitenästen in den Achseln der oberen Laubblätter versteckt. Um die Bestäubung der weiblichen Blüten durch den Wind sicherzustellen, produzieren die männlichen Blüten große Mengen an Pollen, wie wir es auch von Hasel und Erle kennen.
Die Pollen der Ambrosie zählen zu den stärksten Allergie-Auslösern. Schon kleine Pollenmengen können bei Pollen-Allergikern zu schweren heuschnupfenartigen Symptomen bis hin zum Asthma führen.
Die Samen können im Boden länger als 20 Jahre keimfähig bleiben. Die Fruchthülle weist 5-7 kurze Stacheln auf, mit denen sie sich vermutlich vorübergehend an Kleidung anheften können.
Verbreitung der Art in Deutschland und in Hessen
Zunächst war die Pflanze in Deutschland unbeständig auf Hafenanlagen (Hamburg), Güterbahnhöfe, Umschlagplätze, und Schuttplätze (in Berlin zunächst Trümmerpflanze) begrenzt, sie besiedelte dort meist mäßig trockene, sandige bis kiesige Ruderalstellen, ohne näher aufzufallen; inzwischen verbreitet sie sich auch an Straßenrändern und in Gärten.
Ausbreitung der Ambrosia in Hessen 2002-2007 (nach 2005 nur Funde außerhalb von Gärten), Daten/Grafik: Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie, mit freundlicher Genehmigung von Dr. Alberternst und Dr. Nawrath), www.ambrosiainfo.de
Im „Atlas der Farn- und Blütenpflanzen der Bundesrepublik Deutschland“ aus dem Jahre 1988 finden sich zahlreiche Nachweise mit Verbreitungsschwerpunkten an der Unter-Elbe, in Berlin, im Rhein-Neckargebiet und Teilen Bayerns, in Ostdeutschland kommen Teile Mecklenburg-Vorpommerns und Sachsens hinzu. In Nordrhein-Westfalen wird die Pflanze noch im Jahre 2003 als „vermutlich nur unbeständig auftretend“ gekennzeichnet. Nahezu alle Nachweise befinden sich in Höhenlagen unter 150 m. Die Mittelgebirge werden nicht besiedelt. In der „Standardartenliste aller in Hessen etablierten und unbeständigen Farn- und Samenpflanzen“ aus dem Jahre 1996 wird die Art für NW- und NO-Hessen als unbeständig, für SW-Hessen als Sippe mit Etablierungstendenz gekennzeichnet. Aus Waldeck-Frankenberg, dem am besten bearbeiteten Landkreis von Hessen, liegen bisher keine Nachweise vor („Pflanzenwelt zwischen Eder und Diemel“, 1996).
Bisher konnte sich die Art nur in den Wärmegebieten Deutschlands etablieren; insbesondere auf Schotterflächen, die sich bei intensiver Sonneneinstrahlung stark aufheizen, kann sie zur Keimung und weiteren Entwicklung kommen. Die inzwischen deutlichen Anzeichen der Klimaerwärmung mit längeren Perioden extrem hoher Temperaturen bereits im Frühsommer begünstigen ihre Ausbreitung entlang von Autobahnen, Bundesstraßen und Bahntrassen. In den letzten Jahren treten ihre Samen auch in Vogelfuttermischungen auf und können somit auch in Gärten und Anlagen gelangen.
Entwarnung für den Landkreis Waldeck-Frankenberg
Aus den Jahren 2006 bis 2008 sind inzwischen einzelne Beobachtungen auch aus Waldeck-Frankenberg und angrenzenden Kreisen bekannt. Danach gab es keine Meldungen mehr. Man nimmt an, dass inzwischen die Aufforderungen an die Vogelfutterlieferanten, Ambrosia-freies Futter zu liefern, gewirkt haben. Es besteht für die heimische Bevölkerung derzeit kein Grund zur Beunruhigung. In den kommenden Jahren ist aber weiterhin dem Auftreten der Pflanze besondere Aufmerksamkeit zu widmen.
Bei Verdachtsfällen können Mitglieder des Botanischen Arbeitskreises im NABU Kreisverband zu Rate gezogen werden. Kontakt per E-Mail: Wollenabuko@t-online.de
Situationsbericht und Maßnahmenvorschläge zur Eindämmung der Beifuß-Ambrosie in Hessen 2009 (PDF), veröffentlicht mit freundlicher Genehmigung von Dr. Alberternst und Dr. Nawrath (Projektgruppe Biodiversität und Landschaftsökologie). Diese und weitere wissenschaftliche Informationen und Erhebungen zur Beifuß-Ambrosie finden Sie auf: www.ambrosiainfo.de
Text: Wolfgang Lehmann. Titelfoto "Beifuß-Ambrosie" © Erika Hartmann / pixelio.de