Pressemitteilung des NABU Kreisverbands
Waldeck-Frankenberg zum Thema Wald
Waldeck-Frankenberg: In
Sorge ist der Naturschutzbund Waldeck-Frankenberg (NABU) um die künftige
Waldentwicklung. Deshalb beschloss der Kreisvorstand, sich im Jahr 2008
intensiv mit diesem Thema zu befassen. Geplant sind eine Fachanhörung,
Exkursionen und Gespräche mit Waldeigentümern und Forstämtern.
Der NABU ist davon überzeugt, dass eine zu starke Betonung der
ökonomischen Interessen zu Lasten ökologischer Erfordernisse sich
langfristig auch ökonomisch negativ auswirke. Zwar sei die
politische Vorgabe, in der Forstwirtschaft schwarze Zahlen zu schreiben,
verständlich, das dürfe aber nicht auf Kosten der Artenvielfalt im Wald
und dessen Erholungsfunktion gehen.
Erhaltung alter Baumbestände wichtig
In den
letzten fünf Jahren sei allein im hessischen Staatswald der
Holzeinschlag von 1,6 auf 2,1 Mio. Festmeter gestiegen. Insbesondere –
so der NABU – dürften die Buchenaltholzbestände nicht mehr so intensiv
wie in den letzten Jahren genutzt werden. Maßstab für das Prinzip der
Nachhaltigkeit dürfe nicht allein der jährliche Zuwachs an Biomasse
sein, sondern die Erhaltung genügend alter Baumbestände. Deshalb
wendet sich die Naturschutzorganisation gegen die beabsichtigte Senkung
des Umtriebsalters der Buche von derzeit 140 bis 160 Jahren auf nur noch
90 bis 120 Jahre.
NABU-Kreisvorsitzender Heinz-Günther Schneider (Battenberg): „ Wir haben
über den Nationalpark hinaus eine Verantwortung für die Erhaltung
ökologisch intakter Buchenwälder.“ Die geplante drastische Senkung
des Umtriebsalters sei ein Indiz dafür, dass ältere Buchenbestände
allmählich knapp würden. Bei dem weltweiten Abholzen von Laubwäldern sei
es künftig auch ökonomisch interessant, einen größeren Vorrat an alten
Buchen- und Eichenbeständen zu halten.
Artenschutz gefährdet
Schneider
betonte, es bestehe die Gefahr, dass die Erfolge, die in den
vergangenen Jahren im Artenschutz erzielt worden seien, aufs Spiel
gesetzt werden. Beispielsweise gebe es im Kreis Waldeck-Frankenberg
wieder etwa 15 Brutpaare des seltenen Schwarzstorches. Auch die Bestände
des Schwarzspechts hätten sich positiv entwickelt. Wenn es nicht mehr
genügend alte Buchen gebe, sei wieder mit einem Rückgang dieser Arten
zu rechnen. Schneider: „Vom Höhlenbau des Schwarzspechts profitieren 43
Tierarten, von Fledermäusen bis hin zu Raufußkauz oder Hohltaube.“
Untersuchungen im Burgwald hätten gezeigt, dass 95 % der
Schwarzspechthöhlen in Buchen mit einem Alter von 120 Jahren und älter
gewesen seien.
Der hohe Nutzungsdruck im Wald führe dazu, dass ganzjährig in hoher
Intensität Holz eingeschlagen werden müsse und so Rücksichtnahmen auf
die Paarungs- (Balz-), Brut- und Aufzuchtszeiten der Tiere erschwert
werden.
Countdown 2010
Der NABU
verweist darauf, dass sich das Land Hessen im letzten Jahr im Rahmen des
so genannten
„Countdown 2010“
gegenüber der Weltnaturschutzorganisation (IUCN) verpflichtet habe, den
Artenschwund bis zu diesem Zeitpunkt zu stoppen. „Wir fragen uns“, so
Schneider, „wie Hessen dieses Ziel mit den aktuellen Vorgaben der
Forstpolitik erreichen will.“ Der NABU fordert die Erarbeitung eines
„Alt- und Totholz-Konzeptes“ nach bayerischem Vorbild. Insbesondere
müsse der Staatswald seiner Vorbildfunktion bei der Erhaltung der
Artenvielfalt gerecht werden. Der NABU biete seine fachliche Mitarbeit
bei einem solchen Konzept an.
Thema Douglasie
Mit Sorge
verfolge der NABU auch die Absicht von einigen Kommunen, bei der
Aufforstung von sturmgeschädigten Flächen überwiegend auf die
Douglasie zu setzen. Das stünde insbesondere in den Naturparken
Kellerwald und Diemelsee im Gegensatz zu deren Entwicklungszielen.
Presseartikel dazu:
WLZ (23.01.2008)
HNA
(22.01.2008) |
Buchenwald bei Frebershausen, Foto. Gerhard Kalden
Buchenwald im Wildgatter, Foto: Gerhard Kalden
Hessen hat sich im
Rahmen des „Countdowns 2010“
gegenüber der Weltnaturschutzunion (IUCN) verpflichtet,
bis 2010 das Biodiversitätsziel zu erreichen.
So
sehen die Hessen-Ziele aus:
1. Die hessische Countdown 2010-Initiative
unter den Bundesländern bekanntzumachen.
2. Das Netzwerk Natura 2000 bis 2010 zu vervollständigen.
3. Das 2010-Biodiversitätsziel in die nachhaltige Bewirtschaftung
des hessischen Staatswaldes zu integrieren und dieses Ziel auch
bei der Beratung sonstiger Waldbesitzer zu beachten.
4. Die Naturschutz- und Nutzerverbände einzuladen, an diesem
Prozess aktiv mitzuwirken.
5. Artenhilfsmaßnahmen für bestimmte gefährdete Arten durchzuführen
und fortzuentwickeln.
6. Für das
2010-Biodiversitätsziel in der Öffentlichkeit zu werben. |
Douglasie und Naturschutz - eine Materialsammlung
Naturschützer: Vorsicht mit Douglasie (JPG)
Pressebericht HNA 09.03.2011
Februar 2011: Douglasie nicht zum Brotbaum machen (PDF)
Presseerklärung der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und
Naturschutz (HGON)
-
Aus Wikipedia:
Douglasie ist Neophyt.
„In Europa war die Gattung im Tertiär vertreten, im Verlauf der Eiszeit
ist sie jedoch hier ausgestorben.“
„Da sie sich mittlerweile auch von selbst über Naturverjüngung stark
ausbreitet und in bestimmte Standorte einwandert, wird sie aus
Naturschutzsicht sehr kritisch gesehen.“
Artikel Douglasie.
In: Wikipedia, Die freie Enzyklopädie. Bearbeitungsstand: 27. Januar
2008, 22:44 UTC.
URL:
http://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Douglasie&oldid=41731816
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Knoerzer, Dietrich (1999): Zur Naturverjüngung der Douglasie im
Schwarzwald.
Inventur und Analyse von Umwelt- und Konkurrenzfaktoren sowie eine
naturschutzfachliche Bewertung. Dissertationes Botanicae, Bd. 306,
Verlag L. Cramer, Berlin u. Stuttgart
Besprechung von Michael Theis in Fachdienst Naturschutz 1/2002. S. 43/44
Beispiel für bodensaure Mittelgebirgslagen mit hohem Douglasienanteil.
Alte, fruktifizierende Bestände.
„Aus
naturschutzfachlicher Sicht muss auf geschützten und hochwertigen
Biotopen oder Sonderstandorten ein Aufwachsen der Douglasie verhindert
werden; insbesondere auf wärme- und lichtgünstigen Standorten können
Verdrängungseffekte einsetzen. In der Umgebung sensibler Bereiche
sollten über eine Standortplanung Pufferzonen ohne Douglasien
eingehalten werden. Waldbaulich gesehen sollte ein Anbau auf frischere
und gutwüchsige Bereiche beschränkt werden; Laubbaumanteile mit Laubwurf
können die Naturverjüngung verringern und damit regulierbarer machen.
Wegen der wenig voraussehbaren Entwicklung eines Douglasienanbaus (...)
sollten die Anbauflächen auch landschaftsbezogen nur einen geringen
Umfang einnehmen.“
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Appelfelder, Jan (1999): Anmerkungen zur Konkurrenzsituation der
Narturverjüngung und der Ausbreitung der Douglasie (Psedotsuga menziesii)
im Naturschutzgebiet Lüneburger Heide.
Masterarbeit im Institut für Forstpolitik, Forstgeschichte und
Naturschutz der Univ. Göttingen
Abstract
Die zunehmende
Verbreitung der Douglasie in den Wäldern des Naturschutzgebietes
Lüneburger Heide stößt beim Naturschutz auf Bedenken, da hierdurch die
angestrebte Entwicklung naturnaher Buchenbestände unterlaufen werden
könnte. (...) Es zeigt sich, dass sich die Douglasie in
Nadelholzbeständen bereits fest etabliert hat und sich künftig weiter
ausbreiten wird. Problematisch ist die Einwanderung der Douglasie in
Mischwälder, denn sie stört damit den angestrebten Waldumbau. Relikte
naturnaher Buchenbestände erscheinen jedoch weniger gefährdet. Insgesamt
überwiegen die Argumente, die Douglasie forsttechnisch zurückzudrängen.“
Ergebnisse:
„Es konnte gezeigt
werden, dass sich die Douglasienverjüngung bei gleichzeitigem Einsetzen
der Verjüngung verschiedener Baumarten auch gegen mengenmäßig überlegene
Verjüngung anderer Arten durchsetzt.“
„Da die Douglasie von Wild verbissen wird und ca. 40 phytogene
Insektenarten auf ihr vorkommen, kann diese Baumart nur bedingt als
fremdes Florenelement angesehen werden. Dennoch wird die Douglasie die
bestehenden Waldbestände stark verändern.“
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Krankheit: Douglasienschütte
Sebald, Seybold/Philippi: Die Farn- u. Blütenpflanzen Baden-Würtembergs
Bd. 1, S. 198
„Die Douglasie wird
gerne von Pilzen befallen, besonders leidet sie unter der
Douglasienschütte. Der Erreger der Krankheit (Phaecryptopus gaeumannii),
im Heimatgebiet der Pflanze ein harmloser Nadelbewohner, hat sich in
Europa wegen anderer Umweltverhältnisse zu einem gefährlichen Schädling
entwickelt.“
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Aus: Nationalpark Eifel. Wald in Entwicklung. Fachtagung 4.-5. Mai 2006,
Monschau, Bericht
Kap.: Spezielle Empfehlungen für nicht-einheimische Baumarten
„Anders als die
Fichte kann die Douglasie (...) in die naturschutzfachlich wertvollen
Eichenwälder eindringen und diese dauerhaft verändern.“
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Bundesamt für Naturschutz: Invasive gebietsfremde Pflanzen in
Deutschland
/www.floraweb.de/neoflora
„Trotz der
erheblichen ökonomischen Bedeutung der Douglasie ist vergleichsweise
wenig über die mit ihr verbundenen ökosystemaren Folgen bekannt.“ (...)
Gleichzeitig bedeutet dies, dass die bereits bekannten Invasionsfolgen
erst die Spitze des Eisbergs sind.“
„Im Schwarzwald ist
das Eindringen in Sonderstandorte problematisch. Dies kann auf
flachgründigen, nährstoffarmen Felsrücken oder in Blockmeeren, z. B. im
Buntsandstein von Schwarzwald und Odenwald der Fall sein. Auch im
Birken-Eichenwald und in Traubeneichenwäldern trocken-saurer
Silikatstandorte sind Probleme zu erwarten.“
„Über die Douglasienbekämpfung aus Naturschutzgründen gibt es bisher
wenig Erfahrungen. Am günstigsten wäre die Durchsetzung eines
Managementkonzepts, das den Schutz empfindlicher Biotope gewährleistet
und den Anbau auf weniger empfindlichen Flächen zulässt.“
„In der Nähe besonders schutzwürdiger Biotope sollte auf den
Douglasienanbau verzichtet werden, um zu verhindern dass Douglasien
einwandern. Die Pufferzone sollte dabei mehrere hundert Meter bis zu 2
km im Umkreis eines gefährdeten Biotops umfassen.“
„In den als „Waldbiotop“ ausgewiesenen Traubeneichen-Wäldern des
Freiburger Stadtwaldes wird der Douglasien-Aufwuchs manuell beseitigt.“ |
Prinzip der
Nachhaltigkeit
Als Holzvorrat gilt die gesamte Holzmasse, über alle Altersklassen
hinweg.
Die Vorratsüberschüsse liegen jedoch vor allem in den unteren
und mittleren
Altersklassen. In den Althölzern (ab einem Alter von 120
Jahren) gab und gibt
es in Hessen keine Vorratsüberschüsse. Doch erfolgt
der Abbau des Vorrats
im Wesentlichen genau über diese Althölzer. Hinzu
kommt, dass die Hiebs-
sätze keine außerplanmäßigen Baumverluste, durch
Windwurf, Schneebruch
usw. berücksichtigen. In Wirklichkeit verschwinden
also immer mehr
Bäume, als die Einschlagstatistik anzeigt.
Daraus folgt eindeutig:
Im hessischen Staatswald verschwinden heute, trotz
erhöhtem Gesamtvorrat
an Holz, gerade die alten, ökologisch so wichtigen
Laubholzbestände. Die
Statistik von Hessen-Forst beziffert das sogar: bis 2045
wird sich die
Fläche mit Buchenalthölzern über 120 Jahre im hessischen Staats-
wald um
22% verringert haben. Bezüglich des Vorrats an Altbuchen wird also
das
Prinzip der Nachhaltigkeit verlassen.
Aus: HGON
Sonderheft Mitglieder-Information: Schwerpunktthema: Naturschutz im
Wald,Bezug: Hessische Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON),
Lindenstr. 5, 61209 Echzell, E-Mail: info@hgon.de
Norbert
Panek:
Umgang mit FFH-Buchenwäldern - Beispiel Nordhessen (PDF)
aus: Jahrbuch
Naturschutz in Hessen, Bd. 11/2007, S. 84 - 86.
Mit freundlicher Genehmigung der Nordhessischen Gesellschaft für
Naturkunde und Naturwissenschaften (NGNN)
Norbert Panek:
Deutschlands Verantwortung für den
Schutz der Rotbuchenwälder (PDF)
Links
zum Thema Wald
Seiten des
NABU Hessen zum
Thema Wald und Naturschutz
Wikipedia-Artikel zur Douglasie
Artikel zur Problematik der Douglasie
(Website des BfN zu
Neophyten und
gebietsfremden Pflanzen)
Webseite zur
Baumbestimmung
Wikipedia-Artikel "Wald"
Wikipedia-Artikel "Forstwissenschaft"
Website der
"Schutzgemeinschaft Dt.Wald"
Landesverband Hessen
Hess. Umweltportal der Landesregierung
Internetportal "Zukunftsorientierte Waldwirtschaft"
Wikipedia-Artikel zum Thema Nachhaltigkeit (Forstwirtschaft)
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