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Rezension:
Die Vogelgemeinschaft der ackerbaulich intensiv
genutzten Hellwegbörde - Synökologische Studien
an Brutvögeln in einer alten Kulturlandschaft
 

Bemerkenswerte Ergebnisse über die Vogelwelt einer Ackerlandschaft

Rezension: Wolfgang Lübcke, 2008

HÖLKER, M. (2008): Die Vogelgemeinschaft der ackerbaulich intensiv genutzten Feldlandschaft der Hellwegbörde – Synökologische Studien an Brutvögeln in einer alten Kulturlandschaft.
Abhandlungen aus dem westfälischen Museum für Naturkunde 70, H. 1, Westfälisches Museum für Naturkunde, Sentruper Str. 285, 48161 Münster, 8 € (+ Versandkosten), 75 S., ISSN 00175-3495
 


Manfred Hölker ist ein hervorragender Kenner der Vogelwelt in der Hellwegbörde am Südrand der Westfälischen Bucht zwischen Lippe und Haarstrang. Mittlerweile unterrichtet er als Biologielehrer an der Mittelpunktschule in Diemelstadt-Rhoden.

Von ihm liegen bereits interessante Publikationen über die Bestandsentwicklung, Bruterfolg, Habitat und Nestlingsnahrung der Grauammer sowie die Nahrungsökologie der Wiesenweihe in der Hellwegbörde vor. Gerade um den Schutz der Wiesenweihe hat sich Hölker verdient gemacht.

Nun liegen mit seiner neuen Publikation aus diesem Gebiet wichtige, sehr lesenswerte Teilergebnisse seiner Dissertation am Institut für Landschaftsökologie der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster vor.

Hölker wählte in der 1400 qkm großen Börde acht repräsentative Flächen mit jeweils rund 100 Hektar (insges. ca. 850 ha) aus, die er in dem Zeitraum 1995 bis 2002 jährlich dreimal kontrollierte. Dabei ermittelte er insgesamt 38 Arten. Bei den Siedlungsdichteuntersuchungen wurden Wachtelkönig und Fasan nicht berücksichtigt.

Feldlandschaften weisen die größte Zahl gefährdeter Tier und Pflanzenarten auf. So stehen 19 der 38 Arten auf der Roten Liste Deutschlands bzw. Nordrhein-Westfalens. Sieben Arten waren in allen Probeflächen Vertreten: Feldlerche, Schafstelze, Kiebitz, Rebhuhn, Wachtel, Bluthänfling und Rohrammer.

Die Feldlerche war mit Abstand die häufigste Art (33 Bp/qkm). Die stärkste Konzentration ergab sich in selbstbegrünten Ackerbrachen. Im Laufe des Untersuchungszeitraums ging der Bestand um 26,5 % zurück.

 

Am zweithäufigsten war die Schafstelze (7,6 Bp/qkm). Ehemals Charaktervogel feuchter Wiesen und Weiden kommt die Schafstelze heute vor allem in großen Ackerfluren, insbesondere auf Hackfruchtflächen, vor. Hauptverbreitungsgebiet ist der klimatisch begünstigte Übergangsbereich zwischen Unter- und Oberbörde. Seit den 1990er Jahren ist der Bestand angestiegen.

An dritter Stelle steht schon der Kiebitz (6,9 Bp/qkm), erstaunlich, wenn man bedenkt dass er im Kreis Waldeck-Frankenberg so gut wie ausgestorben ist (nur noch unregelmäßig Einzelbruten bzw. Brutversuche).

Die Bestände von Wachtel und Rebhuhn (durchschnittlich 1,2 bzw. 1,5 Bp/qkm) unterlagen starken Fluktuationen. Die Wachtel gilt als Leitart gehölzfreier Börden.

Hölker widmete bei seinen Untersuchungen den Vogelarten, die auch in zentralen Bereichen von Rapsfeldern brüten (und daher leicht zu übersehen sind) besondere Aufmerksamkeit. Es handelt sich um Rohrammer, Heckenbraunelle und Dorngrasmücke.

Der Autor unterscheidet bei den untersuchten Arten folgende ökologische Gruppen, für die jeweils die drei häufigsten Arten genannt seien:
Vögel der weitgehend gehölzfreien Feldlandschaft: Feldlerche, Schafstelze, Kiebitz
Vögel der Feldlandschaft mit Gehölzen: Goldammer, Sumpfrohrsänger, Dorngrasmücke
Vögel der Feldgehölze und Waldränder: Heckenbraunelle, Buchfink, Amsel

Am artenärmsten ist die absolut gehölfreie Probefläche „Thüler Feld“. Im Mittel der acht Untersuchungsjahre brüteten hier nur zehn Arten. Am häufigsten waren Wachtel, Kiebitz, Schafstelze und Grauammer vertreten.

Im Anhang findet der Leser eine sorgfältige tabellarische Dokumentation aller Probeflächen mit detaillierten Angaben zur landwirtschaftlichen Nutzung und den Abundanz- bzw. Dominanzwerten. Zusammen mit den Beschreibungen der Probeflächen und dem Fototeil gewinnt man eine gute Vorstellung von der Hellwegbörde.

Aus seinen Untersuchungsergebnissen leitet Hölker auch wichtige Hinweise für den Naturschutz ab. Eine herausragende Bedeutung haben Landschaftselemente wie Säume, Ackerrandstreifen und Graswege, die in vernetzter Form erhalten werden müssen. Einen großen Naturschutzwert haben auch selbstbegrünte Ackerbrachen.

Rezension von Wolfgang Lübcke, 2008