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Naturschutzgebiet
Lengelbachtal
 

naturnaher Bach mit vielfältigen Strukturen nahe Burg Hessenstein

2011

Erstausweisung: 1992
Stadt:
Frankenau (Louisendorf, Frankenau, Ellershausen)
Gemeinde:
Vöhl (Ederbringhausen)
MTB 4819 und 4919
Teil von FFH-Gebiet "Obere Eder" Nr. 4819-350
Schutzgrund:
Bot, Zool, Orni
Größe:
76,2 ha (ergänzt durch ein 30,9 ha großes NSG am Oberlauf des Lengel- und Treisbaches)

Lage und Besonderheiten
Das Lengelbachtal gehört zu den westlichsten Ausläufern des Kellerwalds. Der typische Mittelgebirgsbach trägt die Bezeichnung Lengelbachtal ab der Lengelmühle. Dort fließen zwei Bäche zusammen: der bei Allendorf (Frankenau) entspringende Treisbach und der Stiedenbach. Nach etwa fünf Kilometern mündet der Lengelbach nahe der Burg Hessenstein in die Eder. Das NSG umfasst die Bachaue mit ihren Wiesenflächen und beidseitig die bewaldeten steilen Talhänge. Grünlandflächen haben einen Anteil von 25 Hektar.

Besucherhinweis:
Das Lengelbachtal ist von der B252 und von der Jugendherberge Burg Hessenstein aus gut zu erreichen. Es wird teilweise von dem Fernwanderweg Hessenweg I begleitet. Durch das Tal verläuft auch der örtliche Wanderweg Nr.5. Den oberen Bereich des NSG bei der Bärenmühle erreicht man von Ellershausen her über die Lengeltalstraße (2 km, Parkstreifen an Kirche). Ein weiterer Zuweg besteht von Louisendorf aus zur Huhnsmühle (2 km), die ebenfalls am Rand des NSG liegt.


 
 

Kurzübersicht Pflanzenwelt
Der Bach weist in weiten Bereichen naturnahe, vielfältige Strukturen auf; stark strömende Bereiche wechseln mit Stillwasseronen: in Kolken scheint das Wasser zu stehen, während es über Schotterflächen schnell dahinrieselt. Die Strukturgütekarte (1999) zeigt die Klassen II bis IV an. Seit Ausweisung des NSG im Jahre 1992 hat sich die Gewässergüte deutlich verbessert (am Unterlauf Güteklasse II). Nahezu im gesamten Verlauf begleitet ein Galeriewald - meist Erlen und Bruch-Weiden - den Bach.

Zwischen "Schwarzer Brücke" und B 252 im Mündungsbereich säumen Weißdorn- und Schwarzdornhecken mit eingesprengtem Blutrotem Hartriegel und Pfaffenhütchen den Weg.

  • bachbegleitende Gehölze: Hainmieren-Schwarzerlen-Wald,

  • in Krautschicht: Feuchtigkeits- und Nässezeiger wie Hain-Sternmiere, Wechselblättriges Milzkraut, Echtes Mädesüß,

  • auch etliche Kräuter der Laubmischwälder: Scharbockskraut, Wald-Bingelkraut, Busch-Windröschen, Hohler Lerchensporn

Besonders wertvolle, artenreiche Pflanzengesellschaften befinden sich in einem Seitentälchen in Richtung Mengershof. In den Feucht- und Nasswiesen wachsen Arten der Sumpfdotterblumen-Gesellschaften mit Waldsimsen-Fluren.

Östlich der Bärenmühle befindet sich ein kleiner südexponierter Trockenhang, dessen Silikatmagerrasen durch Verbuschung, überwiegend mit Besenginster, gefährdet ist.

Am westlichen Hangfuß des Butterberges gibt es eine Wärme liebende Saum-Schleiergesellschaft (u. a. Wald-Wicke, Erbsen-Wicke).

Von überregionaler Bedeutung sind auch die naturnahen Wälder des NSG zwischen Butterberg und Bracht. Die edellaubholzreichen Block-, Schlucht- und Hangwälder wechseln mit Eichen-Hainbuchen und Eichen-Trockenwäldern. In diese Waldkomplexe sind Silikatschutthalden und kleine Felsbänke eingestreut.

Wärme liebende Linden-Hangwälder finden sich vorwiegend in den oberen Hangbereichen, während Esche, Berg-Ahorn und Berg-Ulme in den engeren, schattig-humiden Taleinschnitten wachsen. Hangaufwärts gedeihen anspruchsvollere Waldmeister- und Waldgersten-Buchen-Wälder.

Besonders schützenswerte Pflanzenarten in den Wäldern des NSG: Türkenbund-Lilie, Leberblümchen, Märzenbecher, Großes Zweiblatt, Gewöhnlicher Seidelbast, Schuppenwurz, Männliches Knabenkraut, Berg-Flockenblume.

Das Leberblümchen besitzt um Burg Hessenstein ein inselartiges Vorkommen außerhalb seines Hauptverbreitungsgebietes auf Kalk im Norden.

Flechten: bisher 25 registriert, darunter die bedrohte Echte Rentierflechte,

Detaillierte Informationen zu den Vegetationseinheiten finden Sie in "Naturschutzgebiete in Hessen" Band 4 (Seiten 197-198).

 

 

Kurzübersicht Tier- und Vogelwelt
13 Fischarten (häufigste Art Bachforelle, sehr häufig auch der Hasel, als Kleinfischart Bachschmerle, als geschützte Art die Goppe),

Amphibien: Erdkröte, Grasfrosch, Feuersalamander, Teich-, Faden- und Bergmolch,

Reptilien: Blindschleiche, Waldeidechse

Vogelwelt: alle drei charakteristischen Bergbacharten vertreten: als Brutvögel Wasseramsel und Gebirgsstelze und als Nahrungsgast der Eisvogel
Das NSG gehört zu einem Schwarzstorch-Revier.

Fledermäuse: sechs Arten in 2003 bestimmt (Wasserfledermaus, Kleine und Große Bartfledermaus, Graues Langohr, Braunes Langohr und Fransenfledermaus

Schmetterlinge: bisher 74 Arten festgestellt, bedroht sind Dukaten-Feuerfalter, Silberfleck- und Braunfleckiger Perlmuttfalter, Wegerich-Scheckenfalter, Schönbär und Ulmen-Zipfelfalter, Charakterarten des Gebiets sind der Große Schillerfalter und der Weißbindige Mohrenfalter,

Käfer: 72 Arten festgestellt, bedroht ist z. B. der Schwarzköpfige Bartläufer

Libellen: 12 nachgewiesene Arten, hauptsächlich Blauflügel-Prachtlibelle und Gebänderte Prachtlibelle

Schnecken: 27 Arten erfasst

Die Limnofauna enthält eine erstaunlich große Zahl von Arten mit speziellen Lebensraumansprüchen.


Genauere Informationen zu Flora, Fauna und Insektenwelt des NSG finden Sie auf den Seiten 197-199 in:
„Naturschutzgebiete in Hessen“, Band 4: Waldeck Frankenberg und Nationalpark Kellerwald-Edersee
 

 

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