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Naturschutzgebiet
Büchenberg und Platzberg
bei Hesperinghausen

 

orchideenreiche Kalk-Magerrasen auf steilen Zechsteinhängen

2011

Gebietsteil Vogelsberg mit großer Population des bundesweit
gefährdeten Dreizähnigen Knabenkrauts (Orchis tridentata)

Erstausweisung: 1993
Stadt: Diemelstadt
(Hesperinghausen, Helmighausen)
MTB 4519
Schutzgrund:
Bot, Zool
Größe:
41,8 ha
FFH-Gebiet Nr. 4519-301

Lage und Besonderheiten
Die Kalk-Magerrasen auf den steilen Zechsteinhängen im Diemeltal zwischen Westheim (NRW), Hesperinghausen und Helmighausen gehören wegen ihrer Artenausstattung mit seltenen Pflanzen zu den Besonderheiten in Hessen.

Das NSG gliedert sich in fünf unterschiedlich exponierte Teilgebiete. Drei von ihnen liegen im Kallenbachtal: am Vogelsberg (südwestexponiert), am Huxstein (nordostexponiert) und am östlichen Büchenberg (südwestexponiert). Zwei weitere Teilflächen sind die Steilhänge zum Diemeltal hin: am nördlichen Büchenberg (nordwestexponiert) und am nördlichen Platzberg (nordexponiert).

Ihre Entstehung verdanken die Kalk-Magerrasen einer Jahrhunderte währenden Beweidung mit Schafen. Mitte der 1960er Jahre wurden große Teile des Büchenberges mit Fichten aufgeforstet.

Stellenweise sind die Magerrasen durch Verbuschung und Verbrachung bedroht (Fieder-Zwenke als Brachezeiger). Eine intensivere Beweidung wäre hir sinnvoll.

Besucherhinweis:
Der Gebietsteil Vogelsberg ist aufgrund der Beweidung mit Rindern nicht begehbar. Der steile Hang kann nur von der Straßenkreuzung unterhalb aus eingesehen werden.

Einen guten Blick auf den nächsten, talabwärts gelegenen Teilbereich am östlichen Büchenberg hat man rechts der Straße von Helmighausen nach Westheim.

Für einen Besuch des nördlichen Büchenbergsteilhangs biegt man vor der biegt man vor der Diemelbrücke bei Westheim rechts ab und findet am Fuß des Berges eine Parkmöglichkeit. Nach etwa 100 m zweigt von dem bergauf führenden Feldweg rechts ein nur angedeuteter Grasweg ab, über den man zum Gipfelkreuz des Büchenbergs gelangt.


  Blick ins Kallenbachtal (enthält drei der fünf unterschiedlich exponierten Teilgebiete des Naturschutzgebietes)
 

Kurzübersicht Pflanzenwelt

Orchideen:
Die Kalk-Magerrasen im Gebiet gehören pflanzensoziologisch zu den Enzian-Fiederzwenken-Rasen. Prägend sind die Aspekte mit Manns-Knabenkraut (Orchis mascula) und Schlüsselblumen. Insgesamt sieben Orchideen-Arten schmücken den Halbtrockenrasen. Hierzu gehören große Populationen der bundesweit gefährdeten Arten Dreizähniges Knabenkraut (Orchis tridentata) und Fliegen-Ragwurz (Ophrys insectifera).

Typisch für Nordwaldeck sind die Vorkommen von Mücken-Händelwurz (Gymnadenia conopsea). Die unscheinbare und in Deutschland inzwischen seltene Einknolle (Herminium monorchis), wegen ihres Geruches auch Honigorchis genannt, konnte 1950 noch mit 15000 blühenden Pflanzen im Gebiet beobachtet werden. Ihr Bestand ist bis zum Jahr 2004 auf wenige Exemplare zurückgegangen. Die subkontinentale Art erreicht hier ihre nordwestliche Verbreitungsgrenze. Es bleibt zu hoffen, dass zukünftige Pflegemaßnahmen wieder eine Zunahme der Einknolle und der anderen Orchideenbestände bewirken.

Fast im gesamten Gebiet kommt (allerdings nur spärlich) das Sumpf-Herzblatt vor (kreisweit selten).

Zu den seltensten Arten im NSG gehört die Große Sommerwurz, die auf der Skabiosen-Flockenblume schmarotzt. Sie besitzt in Waldeck-Frankenberg zwei Verbreitungsschwerpunkte: im Diemeltal und Umgebung sowie im Waldecker Zechsteingebiet nördlich des Edersees. Die subkontinentale bis submediterrane Art hat hier an ihrer Verbreitungsgrenze ein isoliertes Vorkommen.

Kleinflächig sind lückige Kalk-Pionierrasen auf einem Felsen am Vogelsberg und rechts der Straße nach Westheim ausgebildet. Charakteristisch ist hier die Bunte-Erdflechten-Gesellschaft. Vom Aussterben bedroht ist z. B. die Gewöhnliche Sackflechte.

Kalkhaltige Schutthalden kommen kleinräumig in drei unterschiedlichen Ausprägungen vor, für die jeweils eine charakteristische Pflanzenart steht:

  • Ruprechtsfarn in der absonnigen, kühl-humiden Ausbildung,

  • Schmalblättriger Hohlzahn für die feinerdearme stark besonnte, sehr trockene Ausbildung,

  • Schwalbenwurz im warm-trockenen Schuttsaum

Detaillierte Informationen zu den Vegetationseinheiten finden Sie in "Naturschutzgebiete in Hessen" Band 4 (Seiten 100-102).
 

  
Büchenberg, Männliches Knabenkraut (Orchis mascula),                                          Westhang, Berg-Klee, (Trifolium montanum)

Kurzübersicht Tier- und Vogelwelt
Die blütenreichen Kalk-Magerrasen sind ein idealer Insektenbiotop. Bei einer ersten Erfassung konnten 68 Schmetterlingsarten nachgewiesen werden, von denen 26 gefährdet sind, z. B. die Hufeisenkleeeule. Unter den 35 Tagfalterarten fallen die seltenen Bläulingsarten wie der Zwerg-Bläuling auf. Auch seltene Kleinschmetterlingsarten wie z. B. der Skabiosen-Wurzelwickler kommen hier vor.

Unter den 10 nachgewiesenen Heuschreckenarten sind die Kurzflüglige Beißschrecke und Zweipunkt-Dornschrecke hessenweit gefährdet.

Charakteristische Brutvogelarten sind Dorngrasmücke, Baumpieper und Neuntöter. 2004 wurde am Huxstein ein Uhu als Nahrungsgast beobachtet.


Genauere Informationen zu Flora, Fauna und Insektenwelt des NSG finden Sie auf den Seiten 100-102 in:
„Naturschutzgebiete in Hessen“, Band 4: Waldeck Frankenberg und Nationalpark Kellerwald-Edersee

 


 

 

NSG Büchenberg und Platzberg bei Hesperinghausen