32. Ausgabe der Vogelkundlichen

Hefte Edertal (VHE) erschienen


Rekordzahl an Beobachtern - Kleiber ziert den neuen Bestseller für Vogelfreunde

Frank Seumer, WLZ, 01.07.2006

WALDECK-FRANKENBERG (sr). Die Beobachtung von Seidenreiher, Rohrdommel, Wasserralle und Haselhuhn sind nur einige ornithologische „Highlights" von 2005. Für die soeben erschienene 32. Ausgabe der Vogelkundlichen Hefte Edertal haben 67 Beobachter unzählige Daten aus dem Kreisgebiet zusammengetragen und für einen neuen Melderekord gesorgt.

 

Der Kleiber ziert das Titelblatt
der 32. Vogelkundlichen Hefte.
(Foto: Gerhard Kalden)

Die Vogelkundlichen Hefte waren 1975 nicht nur die erste ornithologische Publikation in Hessen, sondern sie werden vom Arbeitskreis Waldeck-Frankenberg der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und dem NABU-Kreisverband als einzige Veröffentlichung bis heute ohne Unterbrechung jährlich herausgegeben. Schriftleiter ist von Beginn an Wolfgang Lübcke aus Giflitz. „Ich bin immer wieder fasziniert über die vielen Beiträge zu aktuellen Untersuchungen gerade junger Ornithologen", so der Edertaler NABU-Vorsitzende.

Ein Schwerpunktthema im aktuellen Heft ist die Rückkehr des Haselhuhns in unsere Wälder. Nach der letzten Beobachtung aus dem Jahr 1960 in der Breiten Struth bei Frankenberg galt das Rauhfußhuhn als ausgestorben. Seit 1991 liegen einzelne Nachweise aus dem Oberen Edertal vor. Auch im Nationalpark Kellerwald-Edersee wurde der Waldbewohner mehrmals gesichtet. Lübcke hat sämtliche Daten ausgewertet. „Ist das Haselhuhn wieder eingewandert oder nur lange Zeit übersehen worden ?", fragt der Verfasser. Der bundesweit renommierte Ornithologe Prof. Hans-Heiner Bergmann schildert Nachweismethoden im Gelände.

Der Korbacher Philipp Becker beschreibt mit einer Dokumentation das große Auftreten von Ringeltauben im Spätwinter 2005. Silberreiher, Nachtreiher, Purpurreiher und Seidenreiher - die vermehrten Nachweise der „exotischen" Reiherarten sind ein hessenweites Phänomen. Alle Arten machten im Edertaler Naturschutzgebiet „Krautwiese am Wesebach" Station. Michael Hoffmann und Ralph Lösekrug fassen erste Kartierungsergebnisse ausgewählter Vogelarten im Rahmen der FFH-Grunddatenerhebung zusammen. Auf ein schlechtes Brutjahr für den Wespenbussard blickt Thomas Junker zurück, während Prof. Bergmann das Auftreten von Finkenvögeln im Sonnenblumenfeldern beschreibt. Wolfgang Lübcke und Karl Dietz diskutieren Zählmethoden von Kormoranen am Schlafplatz im Naturschutzgebiet „Stausee von Affoldern. Seit zehn Jahren erfassen 60 Ornithologen den Winterbestand heimischer Vogelarten am 135 Kilometer langen hessischen Ederlauf. Die strenge Frostperiode im Winter führte zu deutlichen Bestandseinbrüchen bei Kormoran und Graureiher, während Zwergtaucher, Reiherenten und Schellenten zunahmen. Kreisnaturschutzpreisträger Walter Meier schildert die schnelle Besiedlung eines Schwalbenhauses in Affoldern. „Vogelnamen auf Plattdeutsch", „Rabenkrähe jagt Rebhuhn" oder „Blick in das Jagdbuch von Jakob Jakobi" heißen drei von neun Titeln in der lesenswerten Rubrik „Kleine Mitteilungen.

Herzstück der Vogelkundlichen Hefte ist der 106 Seiten umfassende Sammelbericht, der Vorkommen und Besonderheiten aller Vogelarten im Landkreis beschreibt. Mit 67 Beobachtern wurde eine neue Rekordzahl verzeichnet. Zur Steigerung der Beobachtungsintensität trug auch die Datenbank auf der NABU-Internetseite www.nabu-waldeck-frankenberg.de bei, die von vielen Naturfreunden im Landkreis als Informations- und Meldebörse rege genutzt wird. Neun Artbearbeiter, darunter erstmals die jungen Ornithologien Bastian Meise aus Mehlen und Michael Wimbauer aus Hundsdorf, haben die Daten ausgewertet. Als Besonderheit heben sie den dritten Nachweis des Rohrschwirls oder die hohe Zahl der heimkehrenden Kraniche hervor. Herausragend war auch der hohe Brutbestand der Eulen, begünstigt durch das gute Mäusejahr 2005. Der Drosselrohrsänger brütete zum zweiten Mal im Kreisgebiet, die Nachtigall verweilte sogar bis Mitte September an der Eder.

Ein wichtiges Nachschlagewerk und Ersatz für den kreisweiten Naturschutzbericht ist die Zusammenstellung „Naturschutz aktuell 2005". Einen Schwerpunkt bildet hier das ehrenamtliche Engagement von NABU und NAJU in der Aufbauphase des Nationalparks.

Mit 240 Seiten ist das vogelkundliche Heft wieder ein kleines Buch geworden. Das Titelblatt schmückt eine Aufnahme von Naturfotograf Gerhard Kalden mit dem Vogel des Jahres 2006, dem Kleiber. Der Kreis Waldeck-Frankenberg förderte die Druckkosten mit einem Zuschuss von 2700 Euro. Viele Hefte gehen im Schriftentausch an Ornithologen in aller Welt. Sogar in Russland und USA werden die Vogelkundlichen Hefte Edertal gelesen und in Bibliotheken aufgenommen.

Die Hefte sind für sechs Euro im Buchhandel und bei den NABU-Gruppen erhältlich. Nähere Infos finden Sie auf unserer Literaturseite.

Bericht: Frank Seumer