NABU-Präsident Olaf Tschimpke

im Nationalpark Kellerwald

Hartmut Mai fordert personelle Verstärkung

Olaf Tschimpke und Wilhelm Dietzel diskutieren im Kellerwald über Zukunft des Nationalparks

Frank Seumer, WLZ, 14.06.2006

EDERTAL-BRINGHAUSEN (sr). Die Zukunft des Wildgatters, die Verkehrsanbindung des Nationalparks und die Forschung im Großschutzgebiet waren Themen eines Informationsbesuchs von Olaf Tschimpke, Präsident des NABU-Bundesverbandes. Gemeinsam mit Umweltminister Dietzel, Nationalparkleiter Peter Gaffert und NABU-Vertretern wanderte der Gast aus Hannover am Freitag auf dem Urwald-Erlebnissteig.

Sie diskutierten über die weitere Entwicklung des Nationalparks, von links
NABU-Ortsgruppenvorsitzender Wolfgang Lübcke, Nationalparkleiter Peter Gaffert,
NABU-Präsident Olaf Tschimpke, Umweltminister Wilhelm Dietzel,
NABU-Landesgeschäftsführer Hartmut Mai und NABU-Projektbeauftragter
Wolfgang Lehmann. (Foto: Frank Seumer)

„Wir wollen dem Minister helfen, den Leuchtturm des Ministerpräsidenten zum Leuchten zu bringen", sagte NABU-Landesgeschäftsführer Hartmut Mai aus Bad Wildungen. Er betonte, dass der größte deutsche Naturschutzverband aktiv an der weiteren Entwicklung des Nationalparks mitarbeiten will. Aktuelles Projekt: Herausgabe eines Bildbandes mit neuen Aufnahmen von Naturfotograf Manfred Delpho.

Mai forderte eine wissenschaftliche Begleitung der Urwaldentwicklung. Dafür sei eine personelle Stärkung der Nationalparkverwaltung nötig. Nationalparkleiter Gaffert stimmte zu und merkte an, dass der nur 5500 Hektar große Nationalpark nicht zum „Eldorado der Forschung" werden solle.

Die derzeit laufende Inventarisierung für den Nationalparkplan führen viele ehrenamtliche Naturkundler und Mitarbeiter von Planungsbüros in den Wald. Gaffert regte auch sozialwissenschaftliche Untersuchungen über die Ansprüche der Besucher im Schutzgebiet an. „Wir wissen viel über Schnecken, Bäche oder seltene Pflanzen, aber nichts über die Menschen im Nationalpark. " Der NABU fordert eine Verlängerung der Frist zur Fertigstellung des Nationalparkplans und eine stärkere Einbindung der ehrenamtlichen Naturschützer vor Ort. Laut Gaffert soll bis Ende 2006 zuerst das Konzept vorgelegt und dann diskutiert werden.

Ein Schwerpunkt des Gesprächs war auch die Verkehrsanbindung des einzigen hessischen Nationalparks. Aufgrund von Mittelkürzungen des Bundes für den Personennahverkehr ist die Wiederinbetriebnahme der Bahnstrecke Frankenberg-Korbach in Gefahr. „Wir wollen ein Nationalparkhaus am Nationalparkbahnhof bauen", sagte Gaffert mit Blick auf das geplante Zentrum in Herzhausen. Im Rahmen der Aktion „Fahrtziel Natur" werben NABU und Deutsche Bahn bundesweit für Naturlandschaften mit Bahnanschluss. Umweltminister Dietzel sagte Unterstützung zu und will sich beim hessischen Verkehrsminister auch für den Erhalt der Bahnstrecken Wabern - Bad Wildungen und Frankenberg - Marburg stark machen.

Er sieht weitere Probleme durch die Mittelkürzung für die Regionalförderung - Stichwort zweite Säule der Agrarförderung. Der NABU ist mit Bundeslandwirtschaftsminister Horst Seehofer im Gespräch und fordert wie Dietzel eine Möglichkeit zur Umschichtung der Mittel. Gaffert gab bekannt, dass der Nationalpark Kellerwald-Edersee sich gemeinsam mit anderen europäischen Gebieten für das Prädikat „Weltnaturerbe Buchenwald" bewerbe. „Unser Nationalpark ist einzigartig schön, ihm fehlt jedoch das Spektakuläre", sagte Gaffert und stellte die Geschichte und naturräumliche Ausstattung vor. Bei der Wanderung von Bringhausen über ein Teilstück des Urwaldsteigs zum Banfehaus erlebten die Gäste Blockschuttwälder, blühende Pfingstnelken und saubere Bäche.

Sorgen bereitet den Naturschützern die geplante Novellierung des hessischen Naturschutzgesetzes. Viele Landschaftsschutzgebiete sollen ihren Schutzstatus verlieren. „Die Gebiete werden zu Freiwild erklärt", betonte Mai.

Dietzel gab zu bedenken, dass jährlich rund 300 Befreiungsanträge bearbeitet und meist positiv entschieden werden. Er sagte gegenüber Hans-Jürgen Schmoll, Geschäftsführer des Naturparks Kellerwald-Edersee, zu, dass Naturparke künftig den gleichen Schutzstatus wie Landschaftsschutzgebiete genießen.

Der NABU-Ortsgruppenvorsitzende Wolfgang Lübcke überbrachte die Grüße der Gemeinde Edertal und überreichte ein Gastgeschenk von Bürgermeister Wolfgang Gottschalk an NABU-Präsident Tschimpke.

 

Bericht und Bild: Frank Seumer