Spechtkartierung im Nationalpark:
Sechs Arten nachgewiesen

 

Studie bringt überraschende Ergebnisse: Mehr Spechte, als gedacht ...

HNA, 08.07.2004

EDERTAL. Ehrenamtliche Helfer der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON) und des Naturschutzbundes (NABU) haben seit dem Frühjahr Spechte im Nationalpark Kellerwald-Edersee erfasst und sind zu einem bemerkenswerten Ergebnis gekommen. Sechs Spechtarten wurden nachgewiesen - häufigster Vertreter ist der eigentlich in Eichenbeständen beheimatete Mittelspecht.
 

Bemerkenswerte Ergebnisse: Gestern wurde im Nationalparkamt eine Dokumentation über Spechte im Nationalpark Kellerwald-Edersee vorgestellt. Im Bild (von links) Matthias Schlote, Wolfgang Lübcke, Dr. Hans-Werner Führer, Wilhelm Breßler und Achim Frede.   Foto: Schade

An diesem ersten ehrenamtlich getragenen Forschungsprojekt unter Federführung der HGON waren Wolfgang Lübcke, Vorsitzender des NABU Edertal, Wilhelm Breßler aus Ederbringhausen und Matthias Schlote von der Nationalparkverwaltung beteiligt. Gestern überreichten sie die von ihnen erarbeitete Dokumentation an den kommissarischen Leiter des Nationalparkamtes, Dr. Hans-Werner Führer.

Indikator für Entwicklung des Wandels

„Spechte sind Zielarten des Naturschutzes und hervorragende Indikatoren für die künftige Waldentwicklung im Nationalpark", sagte Lübcke. Und die Ergebnisse stützen nach Angaben von Wilhelm Dreßler die Einschätzung, dass der Nationalpark bereits jetzt über eine hohe Qualität verfügt.

Klein- und Mittelspechte sind danach im Schutzgebiet ebenso beheimatet wie Schwarz, Grau- und Grün- und Buntspechte. Die Helfer konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf die fünf erstgenannten Arten. „Buntspechte sind auch in anderen Wäldern recht häufig."

Besonders überrascht war das Trio von der Häufigkeit der Mittelspechte. „Das hätten wir so nicht für möglich gehalten", sagte Lübcke. In 23 Revieren fanden die Helfer diese den Buntspechten sehr ähnliche Spechtart. In 18 Revieren gelang es, den Grauspecht aufzuspüren. Für die Helfer ein bemerkenswertes Ergebnis, da bei dieser Art laut Matthias Schlote ein landesweiter Rückgang festgestellt wird.

Ähnlich bedeutend schätzen die drei Kartierer den Kleinspechtbestand ein. Im vergangenen Jahr waren im Kreis Waldeck-Frankenberg nur sechs Reviere beobachtet worden. Im Nationalpark ist diese sperlingsgroße Spechtart mit 17 Revieren vertreten. Ebenfalls in 17 Revieren fanden die Helfer den Schwarzspecht, der für die Lebensgemeinschaft Buchenwald eine besondere Bedeutung hat. Er betreibt „sozialen Wohnungsbau" (Schlote). Bis zu 47 Tierarten - darunter Fledermaus, Hohltaube, Raufußkauz oder auch Hornisse und Wildbiene - seien in dessen nicht mehr genutzten Höhlen in alten Buchen als Nachmieter registriert worden. Diese vorliegende Bestandsaufnahme bildet die Grundlage für weitere Forschungen, die die gesamte Tier und Pflanzenwelt und die besonderen Lebensräume im Nationalpark umfasst. In einem nächsten Schritt ist laut Dr. Führer noch in diesem Jahr eine flächendeckende Biotopkartierung vorgesehen. Über 100 000 Euro kostet allein diese Untersuchung. EDERTAL

Hintergrund: Landesweite Kartierung

Hintergrund der jetzt abgeschlossenen Spechterfassung ist eine im vergangenen Jahr gestartete landesweite Kartierung dieser Vogelart durch die HGON auf 80 so genannten Probeflächen in einer Größe von je 33 Quadratkilometern. Wolfgang Lübcke, Vorsitzender des NABU Edertal: „Wir haben es als Herausforderung empfunden, den gesamten Nationalpark mit seinen 57 Quadratkilometern zu untersuchen."

Bericht und Bild aus der HNA vom 08.07.2004