NABU-Podiumsdiskussion mit Vertretern
der Kreistagsfraktionen - NABU mahnt
Naturschutz- und Umweltbericht an

  

CDU-Spitzenkandidat Butterweck verspricht jährlichen "Runden Tisch" zu Naturschutzthemen


von links nach rechts:
Jens Deutschendorf
(B90/Grüne), Dieter Schaake (SPD), Heinz-Günther Schneider (Moderator des NABU),
Dr. Christoph Butterweck (CDU), Heinrich Hofmann
(FWG)
und Heinrich Heidel (FDP).

VÖHL-HERZHAUSEN (sr). Der NABU-Kreisverband will nach Abschaffung von Mitbestimmungsrechten in den Naturschutzbeiräten künftig verstärkt mit den Parlamentsfraktionen des Kreises und der Kommunen ins Gespräch kommen sowie die Pressearbeit intensivieren. Bei einer Podiumsdiskussion zur Kommunalwahl sagte der Spitzenkandidat der CDU Dr. Christoph Butterweck einen „Runden Tisch“ einmal jährlich zu Naturschutzthemen zu.

Die rund 30 NABU-Mitglieder aus 15 Ortsgruppen zeigten am Mittwoch Abend auf, dass es trotz „Leuchtturmprojekt Nationalpark“ im Naturschutz noch einiges zu tun gibt. Die zunehmende Beschneidung der Mitbestimmungsrechte in den Beiräten und die starke Einschränkung des Landschaftspflegeprogramms treffen besonders den flächengrößten Landkreis Hessens und die Mittelgebirgsregion. „Der Naturschutz hat viel Gegenwind bekommen“, sagte NABU-Kreisvorsitzender Heinz-Günther Schneider aus Laisa vor dem Hintergrund zweimaliger Änderungen des Hessischen Naturschutzgesetzes. Er sieht die gute Zusammenarbeit mit der Unteren Naturschutzbehörde und die Qualität der Naturschutzarbeit im Landkreis in Gefahr. Die umweltpolitischen Sprecher der Kreistagsfraktionen oder Spitzenkandidaten der Parteien dankten den NABU-Mitgliedern für ihr ehrenamtliches Engagement und maßen dem Naturschutz in Hessens Fremdenverkehrsregion Nummer eins große Bedeutung bei.

Heinrich Heidel (FDP) warb für pragmatische Lösungen bei Naturschutzfragen. „Wir müssen die Menschen mitnehmen und für die Natur begeistern“, sagte der Landtagsabgeordnete und sprach sich im Sinne der Landschaftspflege für ein „Schützen durch Nutzen“ aus.

Auch Heinrich Hofmann (FWG) erinnerte an das Grundprinzip im Naturschutz: „Wir haben die Natur von unseren Vorfahren übergeben bekommen, um sie unversehrt an Kinder und Enkel weiterzugeben“, sagte der Birkenbringhäuser Landwirt.

Dr. Christoph Butterweck (CDU) sprach sich für die „Bewahrung der Schöpfung“ aus. Wie seine Vorredner befürwortete er den geplanten Geopark, für den 40000 Euro im Kreishaushalt und 25000 Euro im Haushalt der Stadt Korbach bewilligt seien. „Nationalpark, Naturparke, Geopark – das sind Schätze, um die uns andere beneiden“, betonte Butterweck.

Dieter Schaake bezeichnete den Geopark als „Zangengeburt“ und hofft künftig auf mehr Glaubwürdigkeit der Politik auch in Sachen Landschaftspflegeprogramm. Der freiwillige Vertragsnaturschutz wurde vor wenigen Jahren noch als Ideallösung propagiert, die finanziellen Mittel wurden aber deutlich zurückgeschraubt.

Jens Deutschendorf, Umweltsprecher der Fraktion Bündnis90/Die Grünen will in den Bereichen Öffentlicher Personennahverkehr und Nutzung regenerativer Energien mehr Akzente im Kreis setzen. Die Machbarkeitsstudie zur Bundesfernstraße A4 bezeichnete er als „Wirtschaftspolitik von gestern“.

Themen der Podiumsdiskussion waren die Zusammenarbeit der Nationalparkverwaltung mit dem Zweckverband Naturpark Kellerwald-Edersee und der regionalen Entwicklungsgruppe Kellerwaldverein. „Hier darf keine konkurrierende Arbeit stattfinden, der Naturpark muss sich als Nationalparkregion verstehen“, forderte der stellvertretende NABU-Kreisvorsitzende Wolfgang Lehrmann aus Korbach. „In fünf Jahren wird sowieso nur noch vom Nationalpark gesprochen, alle drei Gremien müssen daher verzahnt werden“, stimmte Butterweck zu. Auch Deutschendorf betonte: „Alle müssen an einem Strang ziehen und dürfen nicht durch Einflussfragen und Eitelkeiten das gemeinsame Projekt gefährden“.

In Sachen Geopark forderte NABU-Mitglied Achim Frede ein Strategiekonzept, um die vorhandenen Highlights der Natur- und Erdgeschichte besser in Szene zu setzen. Butterweck kennt den Geopark an der Bergstraße und sprach sich dafür aus, über Werkverträge mehr Sachverstand einzuholen. Der als Gast anwesende Kreisbeigeordnete Hubert Thorwirth, FWG, erinnerte auch an die geologischen Besonderheiten im benachbarten Nordrhein-Westfalen. „Der Geopark sollte länderübergreifend sein“. Günter Faust (Frankenberg) forderte eine schnelle Sicherung der geologischen Denkmale, um Beeinträchtigungen durch Verfüllung und Freizeitnutzung zu vermeiden.

Wolfgang Lübcke (Edertal) und Herbert Ruhwedel (Frankenau) mahnten die Ausweisung und Pflege von Naturdenkmalen und Naturschutzgebieten im Kreis an. „Die jahrelange erfolgreich praktizierte Strategie der Biotopverbundsysteme und Landschaftspflegeprojekte geht immer mehr verloren“.

Schneider berichtete, dass mindestens zweimal Versuche unternommen worden seien, mit dem Landrat über die zeitweilig bestandene unbefriedigende Personalsituation bei der Unteren Naturschutzbehörde und anstehende Naturschutzprobleme zu sprechen. Diese hätten aber keinen Erfolg gehabt. Auch der mehrfach angemahnte Kreisumweltbericht sei seit Jahren kein Thema mehr. „Wann hat sich der Kreistag – abgesehen von der Verleihung des Kreisnaturschutzpreises - zuletzt mit Naturschutzangelegenheiten beschäftigt ?“, fragte Lübcke.

Lehmann wies auf die europäische Wasserrahmenrichtlinie hin. „Hier muss die Naturschutzbehörde Beratungsaufgaben für kleine Gemeinden übernehmen, denn jetzt stehen noch Mittel für Renaturierungsmaßnahmen an Gewässern zur Verfügung“. Butterweck sagte dem NABU ein jährliches Gespräch mit den Kreistagsfraktionen am „Runden Tisch“ zu, um Probleme offen anzusprechen. Weitere Themen waren Defizite bei der Ausführung von Ausgleichsmaßnahmen einzelner Gemeinden und die Verkürzung von Fristen zur Abgabe von Stellungnahmen z.B. bei Straßenbauprojekten auf nur noch 14 Tage, was eine qualifizierte Stellungnahme der anerkannten Naturschutzverbände fast unmöglich macht.

Bericht: Frank Seumer; Bild: Markus Grosche