Das Leben durch die Linse
 


 

Naturfotograf Gerhard Kalden wurde am 18. August 70 Jahre alt

HNA, 18.08.2005

FRANKENBERG. Sein erstes Foto war ein Reinfall. Mit der Kamera der Mutter hatte der zwölfjährige Gerhard Kalden ein Reh geknipst. Doch von dem Ergebnis war er völlig enttäuscht. Winzig klein im Hintergrund war das Tier auf dem Bild zu sehen, kaum zu erkennen für den Betrachter. Kein Wunder: Ohne Teleobjektiv kam der Junge einfach nicht dicht genug an seine Motive heran.

Ganz nah dran an der Natur: Gerhard Kalden in Florida mit einem Blauhäher, der auf seinem Teleobjektiv gelandet ist. Diese Szene hat Kaldens Ehefrau Gitta fotografiert.

Das hat sich gründlich geändert. Über die Jahre wurden Kaldens Kameras teurer, die Teleobjektive größer - und die Bilder besser. Viel besser. Längst hat sich der Frankenberger Gerhard Kalden, der heute 70 Jahre alt wird, als Naturfotograf einen Namen gemacht.

"Die Natur hat mich schon immer fasziniert, das steckt wohl in mir drin", sagt der pensionierte Biologielehrer mit tiefer, ruhiger Stimme. Auf seinen Fotos will er die Schönheit von Tier- und Pflanzenwelt festhalten und den Menschen näher bringen. Das war und ist sein Hobby.

Eine Ausbildung zum Fotografen hat Gerhard Kalden nie gemacht. Dafür hat er Bücher und Zeitschriften durchstöbert, sich ungezählte Fotos anderer Naturfotografen angeschaut und daraus gelernt. Heute ist er es, dessen Kniffe sich Fotofans abschauen.

Automatischer Belichtungsmesser, Bildstabilisator - die Technik des Fotografierens sei mit den Jahren besser beherrschbar geworden, sagt Kalden. Doch die Fähigkeiten, die einen guten Naturfotografen auszeichneten, seien immer noch die gleichen: das Auge für Motive, Wissen über Tiere und Pflanzen, Geduld.

Geduld, wie einst in Schweden, als Gerhard Kalden 24 Stunden lang in einem engen Versteck ausharrte, um Kraniche zu fotografieren. "Diese Tiere zehn Meter vor der Kamera zu haben - dafür hat sich das Ganze gelohnt", schwärmt er.

Ganz dicht dran an der Natur. Das Leben durch die Linse zu betrachten, die Suche nach Motiven - dies habe ihm neue Perspektiven eröffnet und seinen Blick für die Natur geschärft, erzählt Gerhard Kalden. "Wenn man die Augen offen hält, entdeckt man Verhaltensweisen an Tieren und Zusammenhänge, die in keinem Fachbuch stehen." Diese Erfahrungen seien ihm in seiner Zeit als Lehrer im Unterricht zugute gekommen.

Ganz dicht dran am Motiv - aber nicht zu dicht. "Oberstes Gebot ist, dass man naturschutzgerecht fotografiert", sagt Gerhard Kalden entschlossen. Sein Credo: keine Pflanzen zertrampeln, keine Tiere stören. Da verzichtet er schon mal auf ein schönes Bild von Schwarzstörchen, weil er fürchtet, sie durch das Fotografieren zu vertreiben.

Reizvolle Motive hat er dennoch reichlich auf Dia oder digitalem Speicher festgehalten. "Das war wohl schon ein wenig mehr als ein Dutzend Fotos", sagt er und schmunzelt - wohl wissend, dass sein Archiv Tausende von Bildern umfasst. Mit seiner Frau Gitta - ebenfalls fotobegeistert - hat er die Region durchstreift, Nationalparks in den USA, Kanada und Afrika besucht, Wüstensand in Arizona und Füchse im Kellerwald abgelichtet.

Königspinguine in der Antarktis - dieses Motiv würde ihn noch reizen. Oder die heimische Gabelschwanzraupe. "Das ist allerdings Zufall, ob man die überhaupt einmal im Leben zu Gesicht bekommt", sagt Gerhard Kalden. Falls nicht, bleiben ihm noch genügend andere Motive. "Die Natur ist so abwechslungsreich, da entdecke ich jedes Mal etwas Neues."

Eine Ausstellung mit 23 Bilder Gerhard Kaldens, weitgehend Motive aus der heimischen Region, ist noch bis 15. November in der Frankenberger Stadtverwaltung zu sehen.

Weitere Bilder und Informationen unter  www.kalden-naturfoto.de