30 Jahre Vogelkundliche Hefte Edertal!

 

 

Jubiläumsartikel von Stefan Stübing

aus HGON Mitglieder-Information 2/04

Ein außergewöhnliches Jubiläum gilt es im Jahr 2004 im Landkreis Waldeck-Frankenberg zu feiern: Die Vogelkundlichen Hefte Edertal wurden 30! Nunmehr drei Registerbände, der jüngste ganz aktuell erschienen, zeugen von der enormen Aktivität der Waldecker Vogelkundler.

Der aktuelle Band Nr. 30/2004

In den drei Jahrzehnten wurden 479 Beiträge veröffentlicht! Das Spektrum variiert von kurzen Mitteilungen über den alljährlichen „Avifaunistischen Sammelbericht" als Kernstück bis hin zu zahlreichen ausführlichen Bearbeitungen wissenschaftlicher Fragestellungen. Verschiedene Persönlichkeiten, die heute die wissenschaftliche Beschäftigung mit Vogelkunde und Naturschutz in Deutschland und Hessen prägen, haben hier ihre ersten Arbeiten publizieren und ihre ersten „wissenschaftlichen Gehversuche" unternehmen können.

Vorreiterrolle

Vogelkundliche Jahresberichte auf Landkreisebene gibt es mittlerweile aus vielen Bereichen Deutschlands. Für viele dieser Berichte waren die erstmals 1975 erschienenen Vogelkundlichen Hefte Vorbild und Anstoß. Vermutlich nimmt Hessen deshalb im Hinblick auf die Verbreitung solcher Jahresberichte eine Sonderstellung ein. Nirgends ist die Dichte der Kreisberichte höher als bei uns.

Wichtige Vorarbeit für die "Avifauna von Hessen"

Das Standardwerk „Avifauna von Hessen" wäre ohne die Vorarbeiten der Kreisberichte in dieser Form nicht möglich gewesen. Dies war übrigens 1975 einer der Hauptgründe für die Herausgabe der Vogelkundlichen Hefte Edertal. Im Vorwort zum ersten Band ist zu lesen: „Nachdem Gebhardt und Sunkel 1954 ihre ,Vögel Hessens' veröffentlichten und Berg-Schlosser 1968 einen Ergänzungsband herausbrachte, soll in einigen Jahren eine neue Vogelfauna für Hessen erscheinen. Unsere Jahreshefte können durch die Aufbereitung der Beobachtungsdaten aus unserem Raum hierzu eine Vorarbeit leisten". Nachdem sich die Erarbeitung der Landesavifauna verzögerte, legten die Vogelkundler ihre Kreisergebnisse 1993 in dem zusammenfassenden Werk „Die Vogelwelt zwischen Eder und Diemel - Avifauna des Landkreises Waldeck-Frankenberg" nieder.

Die Pioniere

Sicherlich konnte die Redaktion des ersten Vogelkundlichen Heftes Edertal, bestehend aus Falko Emde, Wolfgang Lübcke, Kurt Möbus, Eduard Schoof, Karl Sperner und Manfred Wilke, nicht ahnen, welche Resonanz ihre Arbeit hervorrufen würde. Ganz im Gegensatz zur heutigen Situation, in der Kreisberichte schon fast zum „guten Ton" gehören, um die Geschehnisse im Arbeitskreis einer breiteren Öffentlichkeit bekannt zu machen, betrat die Redaktion 1975 echtes Neuland.

Allgemeinverständlich und doch wissenschaftlich

Ein Erfolgsgeheimnis der Vogelkundlichen Hefte war und ist sicherlich der Grundsatz, „möglichst allgemeinverständlich und doch auf wissenschaftlicher Grundlage zu schreiben". Damit wurde wegweisend eine breite Öffentlichkeit erreicht und für die Notwendigkeit und Probleme, aber auch Erfolge des Naturschutzes angesprochen. Dazu trägt sicherlich auch die reiche Bebilderung bei, wofür bekannte Tierfotografen wie Manfred Delpho, Gerhard Kalden und Günther Schumann ihre exzellenten Aufnahmen zur Verfügung stellen.

Vielseitiges Themenspektrum

Auch das weit gefasste Themenspektrum vermag sicherlich eine Vielzahl von Lesern zu begeistern. So wurden sie nicht nur über die typische avifaunistische Themen informiert, sondern konnten auch an bemerkenswerten Verhaltensbeobachtungen, der Bearbeitung ökologischer Fragestellungen sowie der Erforschung der Insektenwelt des Kreises teilhaben und die Entstehung der Flora des Kreises Waldeck-Frankenberg miterleben. Unter der Rubrik „Naturschutz aktuell" werden Naturschutzaspekte bis hin zum Tauziehen um die nun geglückte Errichtung des Nationalparks Kellerwald zusammengefasst. Eine weitere wichtige Grundlage für den Erfolg der Vogelkundlichen Hefte ist die gute und reibungslose Zusammenarbeit der Verbände NABU und HGON.

Impulsgeber und Katalysator vielfältiger Aktivitäten

Somit setzen die Vogelkundlichen Hefte Maßstäbe. Von der aggregierenden Kraft eines solchen Gemeinschaftswerkes auf die lokal tätigen Beobachter über die schnelle Publikation kleiner und großer wissenschaftlicher Ergebnisse und den Anstoß zu wissenschaftlichen Karrieren bis hin zur Einbindung der interessierten Bevölkerung, reicht die Spanne, in der umsichtig herausgegebene Jahresberichte wie die Vogelkundlichen Hefte wirken. Wer selbst an solchen Zusammenfassungen mitgearbeitet hat, weiß, wieviel Freizeit in ein solches Projekt fließt. Dass diese Investitionen jedoch mehr als sinnvoll sind und reichen Ertrag für alle Belange der Vogelkunde bringen, belegen die Vogelkundlichen Hefte vorbildlich.

Einen herzlichen Glückwunsch an die Kreisverbände HGON und NABU als Herausgeber, an Wolfgang Lübcke als langjährigen, umsichtigen Schriftleiter und selbstverständlich auch an die Beobachter für dieses große Werk - verbunden mit der Hoffnung, dass den Vogelkundlichen Heften auch in den nächsten Jahrzehnten die Manuskripte und Mitarbeiter nicht ausgehen mögen!

Stefan Stübing

Bericht aus "HGON Mitglieder-Information" 2/04 Seite 10