Eduard Schoof (1907-1980)
Erinnerungen an den Bad Wildunger Biologielehrer

100. Geburtstag – Alte Schüler treffen sich

WLZ, 29.11.2007

Von Hans-Heiner Bergmann

BAD WILDUNGEN. Aus Anlass des hundertsten Geburtstags von Eduard Schoof am 29. November treffen sich heute ehemalige Schüler, um ihres Lehrers ab 14.30 Uhr an der Ederauenhalle in Mehlen zu gedenken. Schoof war Studienrat am Gustav-Stresemann-Gymnasium in Bad Wildungen.

 

Lehrer Eduard Schoof (links) in seinem Element: Vogelberingung an der Eder
bei Mehlen, im Hintergrund ist Affoldern zu sehen. (Foto: D. Bark, etwa 1970)

Er hat Schüler um sich geschart und sie jenseits der schulischen Verpflichtungen in die Vogelkunde eingeführt. Manche von ihnen haben später Biologie und Naturschutz zu ihrem Beruf und ihrer Berufung gemacht.

Eduard Schoof wurde am 29. November 1907 in Sachsenhagen (Kreis Rinteln) als Sohn eines Pfarrers geboren. Er studierte von 1928 bis 1934 in Marburg und München die Fächer Biologie und Geografie sowie im Nebenfach Chemie. Schoof war Studienreferendar und -assessor in Kassel-Oberzwehren und kam als Studienrat im Jahre 1939 an das spätere Gustav-Stresemann-Gymnasium nach Bad Wildungen. Er verstarb als Pensionär am 21. Februar 1980 in Bad Wildungen.

Frühes Interesse für Vögel

Schon als Schüler zeigte sich sein Interesse an der Vogelwelt. Er hielt Vögel im Käfig. Bereits in seiner Kasseler Zeit wurde er zu einem engagierten Beringer frei lebender Vögel, mit beeinflusst von seinem ehemaligen Studienkollegen Dr. Werner Sunkel, dem damals führenden hessischen Ornithologen. Schoof war zu jener Zeit bereits Mitglied des „Vogelring, Vereinigung für Vogelkunde und Vogelschutz“. Als Abschlussarbeit der zweijährigen Lehrerausbildung verfasste er 1936 eine Darstellung zum Thema „Die Vogelkunde in der höheren Jungenschule“. Er sah seine Aufgabe als Lehrer darin, „dem Schüler die lebendige Natur wieder näherzubringen und sie ihn nicht nur verstandesmäßig, sondern auch gefühlsmäßig erleben zu lassen…“. Und: „Die Kenntnis der Vogelwelt und das Verständnis des Vogels muss unbedingt zum Vogelschutz führen, an dem sich der Schüler, soweit es ihm möglich ist, beteiligt.“ Dieses Programm hat er zu seinen Lebzeiten umgesetzt.

Die untere Eder bei Mehlen: immer noch ein ansehnlicher, wenn auch ein heute gebändigter und zahmer Wildfluss. Fluss und begleitende Auen stehen heute stückweise unter Naturschutz und entwickeln sich wieder nach Regeln der Natur. Dieser damals noch ungebändigte Fluss war zu Zeiten Schoofs ein Hauptziel der Tätigkeit des Lehrers mit seinen Schülern. Hier wurden die seltenen Flussregenpfeifer beobachtet und viele Vögel gefangen und beringt.

Es ist Sonntagmorgen, noch vor Sonnenaufgang. Ein schöner Sommertag steht bevor. Die Bruten der Vögel sind abgeschlossen. Im Edergebüsch bei Mehlen stehen in eigens frei geschlagenen Schneisen feine Netze, für die Vögel unsichtbar. Wenn sie sich darin verfangen, geschieht ihnen nichts Böses.

Von geschickten Händen werden sie aus den Maschen befreit, gewogen, gemessen, beringt. Dann kehren sie in ihren Lebensraum zurück. Lehrer und Schüler sind zufrieden. Ein guter Fangtag. Es sind nicht nur neue Vögel beringt, sondern auch beringte wieder gefangen worden. Eine Heckenbraunelle lebte hier schon fünf Jahre – für einen Kleinvogel ein ansehnliches Alter. Die Markierung verrät mehr über den einzelnen Vogel als die reine Beobachtung.

Hobby zum Beruf gemacht

Allerdings muss man als Vogelkundler früh aufstehen und bereit sein, auf das gemütliche Sonntagsfrühstück zu Hause zu verzichten, sich durch tau-nasses Gebüsch und Brennnesseln zu schlagen, Mückenstiche zu erdulden. Nicht jedermanns Geschmack! Es sind letztlich nur wenige, die bei der Sache bleiben.

Manche unter den Schülern haben allerdings später aus dem engagierten Hobby ihren Beruf gemacht: Unter ihnen sind wieder Lehrer, aber auch Forstleute, Professoren, Tierfilmer, professionelle Naturschützer. Manche von ihnen haben wieder Schüler zur Natur geführt oder Natur für ein großes Publikum verständlich und liebenswert gemacht. Die Saat ist aufgegangen.

Schon früh hat Schoof den Wert des Edergebiets als schützenswerten Lebensraum erkannt. Die jetzt bestehenden Naturschutzgebiete gehen auch auf seine Anregungen zurück. Schoof war Lehrer von Beruf. Er hat aber durch gemeinsames Tun mit seinen Schülern weit über die Schule hinaus gewirkt. Die Vogelkunde hat heute einen festen Platz in Waldeck und mit ihr der Naturschutz.

Prof. Dr. Hans-Heiner Bergmann gehört zu den frühen Schülern von Schoof und hat an den Universitäten Marburg/Lahn und Osnabrück Ethologie, Ornithologie und Biologiedidaktik gelehrt.

Bericht: WLZ,  29.11.2007