Die Nussjagd des Naturschutzbundes hat begonnen
Der Haselmaus in der Natur auf der Spur


Erlebnisnacht mit vielen Aktionen und Atmosphäre

FZ, 01.09.2007

FRANKENBERG (baz). Die Jungen und Mädchen wuseln über den Burgberg, den Blick auf den Boden gerichtet. Sie tragen große braune Pappohren, ha-ben sich einen buschigen Schwanz ans graue Kostüm gebunden und schwar-ze Barthaare ins Gesicht gemalt. „Ich hab drei Haselnüsse gefunden“, ruft Tia-Marie aufgeregt. Dann sieht die Achtjährige genauer hin und ist ein bisschen enttäuscht. „Aber sie haben keine Löcher“, sagt sie, wirft die Nüsse wieder in den Wald und sucht weiter. Wie Tia-Marie haben gestern Nach-mittag zahlreiche Kinder der Natur-schutzjugend die große Nussjagd in Frankenberg eröffnet und eifrig an-geknabberte Haselnüsse gesammelt.
 

 

Ob diese Nüsse von Haselmäusen angeknabbert sind? Die Kinder beraten. (Fotos: baz)

Der Naturschutzbund will auf diese Weise eine Verbreitungskarte der Haselmaus erstellen. Mit dabei war bei der Eröffnung auch der hessische Umweltminister Wilhelm Dietzel. „Ohne Kinder geht es nicht“, sagte Marko Dorndorf vom Naturschutzbund (NABU) Hessen. Und die könnten auf diese Weise nicht nur der Wissenschaft helfen, sondern gleich Freude an der Natur entdecken.

Die NABU-Mitarbeiter berichteten gestern nicht nur, was eine Haselmaus überhaupt ist (siehe unten), sondern zeigten ihren Gästen auch ein Nest der Haselmaus. Das sieht ungefähr so aus wie ein aus Gräsern geformter Tennisball mit Loch darin. Die Freude der Kinder, die gestern bei der Jagd dabei waren, war bereits entfacht. „Ich weiß, wo die Nüsse sind“, rief Malek aufgeregt und kroch zwischen einigen Büschen den Hügel hinauf zum Nussbaum. Doch er hatte sich getäuscht. „Hier war doch nichts“, rief er von dort oben und kletterte zu seinen Naturfreunden zurück, die indes fündig geworden sind. „Ist das abgebrochen oder abgenagt?“, fragte die neunjährige Melanie und zeigte auf eine halbe Nussschale. Das war manchmal gar nicht so leicht zu erkennen. Auch Manuel, der mit einigen Kameraden Nistkästen für die Haselmäuse zimmerte, war sich nicht sicher, woran man das spezielle Haselmausloch erkennt. Aber Landesjugendsprecherin der Naturschutzjugend Lisa Peters wusste Bescheid: „Die Löcher sind rund und man kann erkennen, wo die Zähne genagt haben.“

Melanie will in den nächsten Tagen auf jeden Fall wieder nach Nüssen suchen. „Vielleicht nehm‘ ich meine Oma mit“, sagte sie. Bei der Nussjagd darf schließlich jeder mitmachen. Und wer das tut, wird auch informiert, ob die gefundenen Nüsse von einer Haselmaus angenagt sind oder nicht. Interessant ist für den NABU auch, wenn keine Nüsse mit Haselmausspuren gefunden wurden. Unterlagen und Briefumschläge für die Nüsse gibt es beim NABU Hessen, Friedenstraße 26 in 35578 Wetzlar. Informationen gibt es zudem im Internet unter www.nussjagd-hessen.de und unter Telefon 06441/6790427.

Idee aus Großbritannien - Die Anfänge der Nussjagd

(baz). Die Idee zur „Großen Nussjagd“ stammt aus Großbritannien. Dort wurden seit 1993 mehr als 250000 Haselnüsse gesammelt. 2004 wurde die Nussjagd erstmals in Deutschland veranstaltet, und zwar in Sachsen. Dort sammelten 4500 Kinder und Erwachsene 21000 angeknabberte Haselnüsse. Davon wurden 291 der Haselmaus zugeordnet. In Schleswig-Holstein sammelten im vergangenen Jahr 2861 Teilnehmer mehr als 43000 Nüsse. 88 davon konnten der Haselmaus zugeordnet werden. Der Naturschutzbund geht davon aus, dass in der hessischen Mittelgebirgslandschaft deutlich mehr Nachweise der Haselmaus gefunden werden können. Der Naturschutzbund, die Naturschutzjugend und die Naturschutz-Akademie Hessen veranstalten die Jagd mit finanzieller Unterstützung der Stiftung Hessischer Naturschutz.

Stichwort: Die Haselmaus

(baz). Sie sieht – wenigstens aus Laiensicht – aus wie eine Maus, ist groß wie eine Maus, schnell und schwer wie eine Maus, heißt wie eine Maus und ist doch keine: Die Haselmaus ist ein so genannter Schläfer oder auch Bilch und ist verwandt mit dem Siebenschläfer, der sie oftmals aus ihrem Lebensraum zu verdrängen scheint.Die Haselmaus ist auf europäischer Ebene durch die so genannte Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie geschützt. Schläfer heißen die sieben bis acht Zentimeter großen Tiere, weil sie einen langen Winterschlaf halten, der bis zu sieben Monate dauern kann. Nach dem Winterschlaf wiegen sie halb so viel wie vorher, nämlich rund 15 Gramm. Im Frühling frisst die Haselmaus Blüten, Knospen und Beeren, im Spätsommer Haselnüsse, um sich Winterfett anzufressen. Ihr sechs bis acht Zentimeter langer Schwanz dient beim Springen im Geäst als Steuer. Denn die Maus lebt versteckt in Baumkronen und Büschen. Auf dem Boden läuft sie nur selten.Hecken müssen einen so genannten Biotopverbund bilden, damit sie von der Haselmaus besiedelt werden. Weil sie nachtaktiv sind, werden die Tiere nur selten entdeckt. Ein- bis zweimal im Jahr bekommen sie zwei bis sieben Junge und werden bis zu fünf Jahre alt. Mäuse dagegen werden häufig nur ein Jahr alt.

 So sehen die Haselmäuse aus, deren angeknabberte Nüsse bei
 der Nussjagd gesucht werden.(Foto: Dieter Bark)

Bericht: 01.09.2007, FZ