Schlossteich ausgerechnet

zur Laichzeit entleert
 

Ermittlungen wegen schweren Verstoßes gegen das Hessische Naturschutzgesetz

WLZ, 20.04.2007

BAD AROLSEN-HÖHNSCHEID (-es-). Einen nicht wiedergutzumachenden Schaden für die Krötenpopulation rund um Schloss Höhnscheid befürchtet der Naturschutzbeauftragte Karl Staiber nachdem der Schlossteich komplett entleert worden ist.

 

Der entleerte Schlossteich Höhnscheid. (Foto: Dieter Bark)

Seitdem mühen sich die Kröten aus der Umgebung vergebens zum Teich, um hier abzulaichen, denn hier finden sie nur noch Pfützen vor, die schon bald austrocknen werden. Karl Staiber, der vermutet, dass der Teich ausgebaggert werden soll, hat inzwischen die Naturschutzbehörde beim Landkreis informiert, die die Ermittlungen wegen eines schweren Verstoßes gegen das Hessische Naturschutzgesetz aufgenommen hat. Eine offizielle Stellungnahme war jedoch gestern aus dem Kreishaus noch nicht zu bekommen. Dafür sei es noch zu früh, hieß es. Es stehe noch nicht fest, gegen wen genau zu ermitteln sei.

Unterdessen wird überlegt, ob der Teich, der auch als Löschwasserreserve für Schloss Höhnscheid gilt, wenigstens zu einem geringen Teil von der Feuerwehr wieder mit Wasser gefüllt werden kann, damit der Froschlaich eine Überlebens-chance bekommt. Derzeit wandern jede Nacht viele Hundert Kröten zum Schlossteich, um hier abzulaichen.

Dieter Bark fotografierte dieses Paar (kleines Foto) beim "Liebesakt".

 

 

WLZ, 23.04.2007

DAS OFFENE WORT - Schutz von Amphibien ist wichtig

Zum Bericht „Schlossteich ausgerechnet zur Laichzeit entleert“ schreibt Dietrich Emde, Vöhl-Herzhausen:


Viele Maßnahmen zeugen von dem Verständnis der Menschen gegenüber der Notwendigkeit, die Amphibien zu schützen:

1. Die vielen Krötenschutzzäune entlang von Straßen, die jährlich durch Mitglieder der Naturschutzverbände aufgestellt werden.

2. Der Bau von Tunneln unter Straßen mit öffentlichen Mitteln, um die Wanderung der Amphibien zu ihren Laichgewässern gefahrlos zu ermöglichen.

3. Die Sperrung ganzer Straßenabschnitte durch die Behörden während der Amphibienwanderung.

4. Die Anlage von Teichen mit Flachwasserzonen als Laichplätze, im privaten Garten oder in der Landschaft, privat oder öffentlich finanziert.

Aber weshalb der ganze Aufwand und warum ist es so wichtig, Amphibien zu schützen und Lebensräume (Feuchtbiotope) zu erhalten und neue zu gestalten? Die Amphibien (Lurche) sind ein wichtiges Bindeglied in einem komplexen System wechselseitiger Abhängigkeiten von Produzenten, Konsumenten und Destruenten im Naturhaushalt. So können zum Beispiel Kröten auf die Schadinsektenfauna der Kulturpflanzen und Tiere stark regulierend wirken. Nicht von ungefähr ist die Population der Kriebelmücke lokal so hoch, dass sogar durch ihre Stiche früh ausgestallte Rinder getötet werden.

Eine interessante Kalkulation hat dazu der BUND (Bund Umwelt Naturschutz Deutschland) aufgestellt: Eine mittelgroße Amphibienpopulation mit ca. 1000 Kröten und Fröschen, die jährlich ziehen, wiegt etwa 60 Kilogramm. Zusammen mit den erwachsenen und jungen Tieren, die nicht wandern, kann man das Gesamtgewicht auf 90 Kilo schätzen (die Weibchen der Erdkröte wandern nur jedes zweite Jahr). In der Nahrungspyramide kann man davon ausgehen, dass die 90 Kilo Amphibien rund 900 Kilo Insekten und sonstiges Kleingetier gefressen haben, die ihrerseits etwa 9000 Kilo Pflanzen vertilgt haben.

In dieses System greifen wir ein, wenn wir durch Zerstörung von Feuchtgebieten, hier aktuell durch Ablassen von Teichen während der Laich- und Entwicklungszeit die Amphibien extrem reduzieren. Eine starke Zunahme der Insekten, die wir zum Teil als Schädlinge ansehen, kann damit forciert und dadurch wiederum ein Pestizideinsatz vorprogrammiert werden. In dieses System gehören zum Beispiel alle Kröten, Frösche, Molche ebenso wie auch der Salamander.

So gesehen ist der Schutz der Amphibien auch ein Beitrag zur biologischen Schädlingsbekämpfung. Ihrerseits bieten die Amphibien in ihren verschiedenen Entwicklungsstadien Nahrung für Libellenlarven, Fische, Wasservögel (Ente bis Storch), Landvögel (Milan bis Uhu), Säuger (Wasserspitzmaus bis Fuchs) und Schlangen (Stichwort Nahrungskette).

WLZ, 20.04. und 23.04.2007, Fotos von Dieter Bark