Besondere Vogel-Beobachtungen aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg (Nov. 2005 – Okt. 2006)


Auch das Winterhalbjahr 2005/06 ergab wieder etliche Beobachtungen von Trompetergimpeln. Die erste Beobachtung von 1,1 Ex. erbracht Bastian MEISE am 29.10.05 bei Giflitz. Bemerkenswert ist die von dem selben Beobachter festgestellte Truppgröße von 55 Vögeln am 7.1.06 bei Bergheim. Die letzte Beobachtung dieses Winters machte H. NIEM mit 2 Ex. am 29.3.06 in Bad Wildungen.

Der Winter 2005/06 bescherte auch wieder eine Reihe von Seidenschwanz-Beobachtungen, wenn auch bei weitem nicht in der Anzahl wie im Winter 2004/05. Die ersten 16 Vögel beobachtete B. MEISE am 5.11.05 bei Bergheim. Zuletzt vernahm H. NIEM Rufe am 23.4.06 in Bad Wildungen, nachdem er am 19.4.06 dort ca. 20 Ex. an Mistelbeeren beobachtet hatte.

Die ersten Bergpieper (mind. 8) meldeten Ph. BECKER u. R. ENDERLEIN am 13.11.05 bei Herzhausen. Am 27.12.05 zählten Ph. u. S.F. BECKER bemerkenswerte 24 Ex. am Edersee zwischen Herzhausen und Asel-Süd.

Nahrungsbedingt konnten enorme Ansammlungen von Finkenvögeln beobachtet werden.

Am 16.11.05 hielten sich bei Mengeringhausen ca. 300 Grünfinken an einem Sonnenblumenfeld auf (H.-H. BERGMANN). Am 15.1.06 wurde auf nicht abgeerntetem Raps und benachbarten Senffeldern ein gemischter Schwarm von etwa 1000 Stieglitzen (ca. 60 %) und Grünfinken (ca. 40 %) entdeckt (W. LÜBCKE, H. NIEM). Es handelte sich um die bisher größte Stieglitz- und die zweitgrößte Grünfink-Ansammlung in Hessen (s. Vogelkdl. Hefte Edertal 32/2006: 57-67)

Überwiegend im Bereich des NSG „Krautwiese am Wesebach“ bei Giflitz gelangen auch in diesem Winter einige Rohrdommel-Beobachtungen (B. MEISE u. a., vergl. VHE 31/2005: 108-109).

Eine Winterbeobachtung von zwei einzelnen Waldschnepfen konnte am 1.12.05 im Nationalpark Kellerwald erbracht werden (V. NAGEL).

Die erste Zwergsäger-Beobachtung – 1 m im NSG „Krautwiese am Wesebach“ erfolgte relativ früh am 21.12.05; die letzte Beobachtung (der Vogel war nicht den ganzen Zeitraum über anwesend) am 18.4.06 (W. LÜBCKE).

Eine gezielte Zwergtaucher-Zählung an der Eder zwischen dem Affolderner Wehr und der Kreisgrenze bei Mandern (12 Flusskilometer) ergab am 22. und 23.12.05 insgesamt 52 Tiere (W. LÜBCKE).

17 Tundrasaatgänse beobachtete B. MEISE am 31.12.05 über Mehlen.

Die bisher größte Ansammlung von Silberreihern im Kreis Waldeck-Frankenberg wurde vom NSG „Twistesee-Vorstau“ mit 8 Vögeln gemeldet (K. STAIBER).

Bei den Kranich-Beobachtungen ließ sich kaum der Weg- vom Heimzug unterscheiden. Noch am 28.12.05 hatte C. GAULKE in Wildungen ca. 250 Ex. beobachtet. Aber auch der Januar brachte noch vier Meldungen: 8.1.06: 30-35 Ex. bei Goddelsheim (G. KUHNHENNE); 23.1.06: ca. 100 bei Gemünden-Lehnhausen (H. SEIFERT), 90 über Rosenthal (M. HOFFMANN); 25.1.06: 30 bei Haine (K. LORENZ). Am 1.2.06 wurden 190 – 200 Ex. über Neu-Berich beobachtet (W. ZIMMERMANN). Und schon am 17.2.06 zogen wieder ca. 45 Kraniche bei Goddelsheim in östliche Richtung (G. KUHNHENNE).

Am 11.5.06 beobachtete HOFFMANN über Schmittlotheimeinen einzelnen in Richtung Norden ziehenden Kranich.

Die ersten 9 Singschwäne tauchten am Edersee zwischen Harbshausen und Asel-Süd Anfang Januar (3.1.06) auf (Bastian u. Benedikt MEISE). Die höchste, über einen längeren Zeitraum beobachtete Anzahl betrug in diesem Winter 16.

Recht ungewöhnlich war die Ansammlung von 101 Graureihern am 11.1.06 an der Eder unterhalb der Edersee-Sperrmauer. Das ist die bisher höchste Zahl im Kreisgebiet.

Kolbenenten werden in Waldeck-Frankenberg nur selten beobachtet. Am 13. und 14.1.06 hielt sich ein Männchen auf der Eder bei Bergheim auf (B. MEISE).

Der Mittelsäger wird in Waldeck-Frankenberg meist einzeln beobachtet, so z. B. 1 Weibchen am 11./12.2.06 auf dem Stausee von Affoldern. Ein Trupp von 2 Männchen und 6 Weibchen, der sich am 17.4.06 auf dem Teich am Kieswerk Mehlen aufhielt, ist der bislang größte (B. MEISE).

Die morgendlichen Kormoranzählungen am Schlafplatz im NSG Stausee von Affoldern brachten folgende Ergebnisse:

Sep. 05 Okt. 05 Nov. 05 Dez. 05 Jan. 06 Feb. 06 März 06 Apr. 06 Sep. 06 Okt.06

486 317 396 466 206 69 140 142 519 318

Die Zahl 519 stellt das bisherige Maximum dar. (W. LÜBCKE; K. DIETZ)


Der Nachweis von zwei überwinternden Heckenbraunellen gelang in Bad Wildungen durch kontinuierliche Beobachtung am Futterhaus. Ab November bis mind. zum 23.3. kamen die Vögel täglich und fraßen Haferflocken und Talg (Frau HOLZHAUER).

Der Frühjahrzug 2006 brachte u. a. folgende Besonderheiten:

04.04.06: 1 Trauerbachstelze in Benkhausen (A. GOTTMANN)

23.04.06: 1 m Ortolan Mehlen, Rapsfeld (M. MEISE u. C. GAULKE)

24.04.06: 1 Wiedehopf bei Frankenberg (H. DEPNER)

06.05.06: NSG Krautwiese am Wesebach bei Giflitz: 2 Nachtreiher (E. HÖHLE)

11.06.06: s.o.: 2 Nachtreiher im Brutkleid, Belegfotos liegen vor (B. MEISE). Die Beobachtung wurde von W. LÜBCKE bestätigt.

22.05.06: 1 ad. Seeadler im Nationalpark Kellerwald (M. DELPHO)

Aus der Brutzeit seien folgende Besonderheiten erwähnt:

Nachdem 1999 seit 1966 erstmals wieder Wanderfalken im Kreis Waldeck-Frankenberg

gebrütet hatten, konnten 2006 drei Brutpaare mit jeweils zwei Jungvögeln festgestellt werden (F. DACH).

Ein Drosselrohrsänger wurde am 23.4.06 im NSG Krautwiese am Wesebach bei Giflitz verhört (B. BEISE, C. GAULKE). Hier wurden 1993 und 2005 Bruten nachgewiesen.

Mitte Juni riefen an drei Stellen des unteren Edertals Pirole (an einer Stelle am 11. und 17.6).

In den nächsten Jahren sollte darauf geachtet werden, ob sich der Brutverdacht bestätigt.

Lediglich ein Brutpaar des Flussregenpfeifers wurde gemeldet, und zwar im NSG Krautwiese am Wesebach bei Giflitz. Leider wurde das Gelege kurz vor dem Ausschlüpfen durch einen LKW zerstört, obwohl der Baggerführer des Kiesabbaubetriebes informiert worden war (B. MEISE).

Der Brutbestand der Reiherente erreichte einen Tiefstand. Vom Klärteich Wega wurden nur drei Junge führende Weibchen gemeldet (W. LÜBCKE). Aus Rosenthal (Seeger Teich) meldet M. LAY 1 w mit 6 juv.. Möglicherweise treten Brutverluste durch Waschbären ein. B. MEISE beobachtete zur Brutzeit, wie Waschbären mehrfach das Ufer eines Kiesbaggersees zwischen Mehlen und Giflitz systematisch absuchten.

Eine bemerkenswerte Siedlungsdichte der Wachtel stellte H.-G. SCHNEIDER in den Gemarkungen Laisa und angrenzend Frohnhausen (Krs. Marburg-Biedenkopf) fest. Am 7.8.06 verhörte er 10 Tiere. Für die besondere Wertigkeit der bäuerlichen Kulturlandschaft um Frankenau (s. Naturschutzgroßprojekt) spricht die Feststellung von 12 rufenden Wachtel am 18.6.06 (M. HOFFMANN).

Das gleiche gilt für einen Nachweis des Wachtelkönigs, der in der Nähe der Kellerwalduhr bei Frankenau vom 26.6. bis mindestens zum 20.7.06 rief (M. HOFFMANN).

In der Gemarkung Rosenthal (16 qkm) ergab eine Bestandserfassung folgende Revierzahlen:

Neuntöter: 15, Wachtel: 4, Rebhuhn: 1 (M.LAY)

In der Kernstadt von Rosenthal (1693 Einwohner) fand sich die bemerkenswerte Anzahl vo drei Gartenrotschwanz-Revieren (M. LAY).

Erneut registrierte M. LAY 5 Brutpaare des Zwergtauchers im NSG Merzhäuser Teiche bei Rosenthal (davon 4 erfolgreich mit 13 juv.). Das ist die höchste Siedlungsdichte im Kreisgebiet.

Bereits im 7. Jahr erschien ein freilebender Schwarzmilan regelmäßig zur Flugschau der Greifenwarte im Wildpark Edersee, um sich von den Falknern zugeworfene Nahrungsbrocken abzuholen. Schwarzmilane brüten alljährlich im Gelände des Wildparks. (W. LÜBCKE)

Am traditionellen Mauserplatz der Reiherente im NSG Stausee von Affoldern wurden am 9.8.06 776 Ex. gezählt (B. MEISE).

Eine bemerkenswerte Zugansammlung von Schwarzstörchen mit 4 ad. und 11 imm. Ex. beobachtete A. GOTTMANN am 15.08.06 bei Diemelsee-Benkhausen.

Auf eine Invasion deutet die Beobachtung von ca. 50 Tannenmeisen am 17.8.06 im Nationalpark Kellerwald durch M. DELPHO hin.

Eine diesj. Schwarzkopfmöwe hielt sich am 26.8.06 im NSG Schwimmkaute bei Mehlen auf.

Ein Belegfoto liegt vor. (B. MEISE, C. GAULKE).

Sehr ungewöhnlich (aber möglich) ist die Beobachtung einer singenden Nachtigall am 27.9.06 durch C. GAULKE. Der Vogel trug seinen Gesang von einer über kurze Distanz einsehbaren Sitzwarte aus vor. B. MEISE konnte den Gesangsnachweis durch Handy-Übertragung (!) bestätigen.

Zwischen Strothe und Höringhausen beobachteten Ph. BECKER und R. ENDERLEIN am 1.10.06 einen Rotkehlpieper. Einen weiteren Rotkehlpieper meldet M. SOMMERHAGE vom 5.10.06 aus dem Wandetal bei Külte.

Die ersten Trompetergimpel (1,3 Ex.) im Herbst 2006 meldeten B. MEISE und K. ANDREAS am 3. Oktober aus dem unteren Edertal.

Von relativ starkem Heidelerchenzug über Bad Arolsen am 9. und 10.10. mit 119 bzw. 46 Ex. berichtet M. SOMMERHAGE.

Eine recht große Anzahl von Schellenten (12 weibchenfarbene Ex.) zu einem frühen Zeitpunkt erfasste B. MEISE auf dem Stausee von Affoldern am 15.10.06 im Rahmen der Internationalen Wasservogelzählung.

Während in den VHE 32/2006 aus dem Herbst 2004 nur 6 Saatkrähentrupps aufgeführt sind, wurden im Oktober 2006 allein über die Internet-Seite 22 Trupps mitgeteilt. Die früheste Beobachtung erfolgte am 15.10. (M. SOMMERHAGE).

Am 16.10.06 gelang C. GAULKE im Bereich der Wesemündung bei Giflitz ein Steinkauz-Nachweis, der am Folgetag von B. MEISE bestätigt wurde.

Größere Kiebitz-Schwärme sind im Vergleich zu früheren Jahren seltener geworden. Am 18.10.06 hielten sich im Wandetal bei Volkmarsen 790 Vögel auf, mit ihnen waren vier Goldregenpfeifer vergesellschaftet (M. SOMMERHAGE).

Das ungewöhnlich milde Oktoberwetter bescherte einige extrem späte Gesangsdaten:

17.10.06: 1 Mönchsgrasmücke bei Giflitz (B.MEISE)

23.10.06: 1 Singdrossel bei Hundsdorf (M. WIMBAUER)

30.10.06. 2 Goldammern zwischen Mehlen und Gifkitz (B. MEISE, K. ANDREAS,

C. GAULKE)

Ebenso ist mit späten Letztbeobachtungsdaten zu rechnen, z. B.:

26.10.06: 2 Rauchschwalben bei Volkmarsen (M. SOMMERHAGE)

29.10.2006: 1 ziehende m Rauchschwalbe bei Löhlbach (C. GAULKE)

Einen leuzistischen Star beobachtete W. DEPNER am 26.10.06 in einem Trupp von ca. 30 Artgenossen. Der Körper des Vogels hatte einen deutlichen Gelbton, die Flügel waren eher weiß.

Ein sehr bemerkenswerter Ringfund wurde von T. KOCH (Greifenwarte Wildpark Edersee) gemeldet. Ein stark skelettierter Ständer eines Waldkauzes, der aber aus diesem Jahr stammte, wurde von einer unbekannten Finderin aus Gellershausen gebracht. Der Vogel war mit dem Ring der Vogelwarte Helgoland 3072515 gekennzeichnet. Dieser Waldkauz wurde vor 24 Jahren, am 25.4.1982, als Nestling in Marsberg-Essentho (40 km entfernt) beringt.


Achtung: Die Beobachtungen von Nachtreiher, Schwarzkopfmöwe und Steinkauz bedürfen noch der Bestätigung durch die Avifaunistische Kommission Hessen (AKH).


W. Lübcke