zurück zur Seite "Rezensionen"
 

Rezension:
Nordhessische Gesellschaft für
Naturkunde und Naturwissenschaften (Hrsg.):
Jahrbuch „Naturschutz in Hessen“, Bd. 12/2008
 

Thematisch vielseitiger Band mit wichtigen Anregungen für den Praktiker

Rezension: Wolfgang Lübcke, 2008

Das neue Jahrbuch ist da!

Nordhessische Gesellschaft für Naturkunde und Naturwissenschaften (Hrsg.): Jahrbuch „Naturschutz in Hessen“, Bd. 12/2008, 118 S., cognitio Verlag Niedenstein, ISBN: 978-3-932583-30-2


Schon mit Spannung dürften die Abonnenten des Jahrbuchs „Naturschutz in Hessen“ den Band 12/2008 erwartet haben. Und sie werden nicht enttäuscht. Wieder liegt eine Ausgabe vor, die schon beim ersten Durchblättern durch das moderne Layout und die zahlreichen ansprechenden Farbbilder gefällt. Thematisch ist der Band sehr vielseitig und vermittelt dem Naturschutzpraktiker wichtige Anregungen. Auch wer Anregungen zum Naturerleben sucht, kommt auf seine Kosten. Ein Abonnement der Reihe ist wirklich lohnend und das Preis-Leistungsverhältnis stimmt.

Ab Band 11 können die Abonnenten digital auf alle Beiträge zugreifen. Per E-Mail kann man die persönlichen Zugangsdaten beim cognitio-Verlag info@cognitio.de anfordern.

Abgesehen von den allgemein interessanten Beiträgen bietet der neue Band auch aus der Perspektive des Lesers aus Waldeck-Frankenberg einiges:

Ein ausführlicher Beitrag ist dem 30jährigen Jubiläum der beiden Naturschutzgebiete „Ederauen zwischen Bergheim und Wega“ und „Unter der Haardt“ gewidmet. Ihre Geschichte wird ebenso dargestellt wie die Flora und Fauna. Unter dem Motto „Die Natur erleben – der Natur geben“ werden die Bedeutung der Ederauen für den Tourismus hervorgehoben und bereits durchgeführte sowie noch anstehende Maßnahmen zur Verbesserung der ökologischen Situation beschrieben.

Mehrere Beiträge weisen direkte oder indirekte Bezüge zum Nationalpark Kellerwald-Edersee auf, so Berichte über die Wanderausstellung „Welterbe Buchenwälder“, ein Buchenwald-Symposium der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen und ein Seminar im Rahmen der „Duzenthaler Begegnungen“ mit dem Titel: „Grüne Kathedralen“ – Buchenwälder in unserer Verantwortung.

  Erfahrungen mit dem Naturbildungsprojekt „Abenteuer Wildtier“ für Kinder von 6 bis 11 Jahren in der Nationalparkregion Kellerwald-Edersee vermittelt Bertold Langenhorst, Jugendbildungsreferent der NAJU Hessen. In Kooperation mit der Nationalparkverwaltung führte die NAJU Projekttage für Grundschulklassen durch. Ab Herbst 2008 können Gastgruppen auf der Jugendburg Hessenstein das „Abenteuer Wildtier buchen.

Spannend ist die Lektüre des Beitrages von Olaf Simon und Carsten Hupe über den Nachweis von Wildkatzen im Nationalpark Kellerwald-Edersee und dessen Umgebung. Im Winter 2007/2008 wurden auf einer Waldfläche von ca. 150 qkm 308 mit Baldrian beköderte Lockstöcke aufgestellt. 20 der daran gesammelten Haarproben wurden „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ genetisch als Wildkatze getestet.

Den Naturschutzkontext liefert ein Beitrag von Sonja Gärtner und Thomas Norgall über ein entsprechendes das BUND-Projekt. Eine Karte zeigt die hessischen Wildkatzenvorkommen und ein Biotopverbundkonzept. Es geht um die Schaffung von Korridoren, die Wanderungen zwischen den Populationen ermöglichen.

Ein weiterer Themenschwerpunkt des Jahrbuchs 2008 ist mit fünf Beiträgen dem Biosphärenreservat Rhön gewidmet. Hier finden sich auch Anregungen für die Erhaltung und Entwicklung der Kulturlandschaft in der Kellerwaldregion. Prof. Dr. Eckhard Jedicke (Bad Arolsen) berichtet über das Beweidungsprojekt in der Rhön mit Rindern und gibt Hinweise zur Vermarktung und zum naturschutzfachlichen Monitoring. Besonders lesenswert ist auch sein Beitrag mit dem provokanten Titel „Naturschutz im Biosphärenreservat Rhön - Vorbildlandschaft oder Entwicklungsland?“. Sein Fazit: Naturschutzfachlich hat die Rhön in Deutschland eine herausragende Bedeutung. Bis zu einer Vorbildlandschaft des Naturschutzes ist es aber noch ein weiter Weg.

Aus der Fülle der Beiträge des neuen Jahrbuches sei schließlich noch ein Aufsatz über die Verbreitung einer in Deutschland stark gefährdeten Schmetterlingsart, des Großen Eisvogels, erwähnt. Hierzu hat Bernd Hannover, Fachreferent des NABU Waldeck-Frankenberg für Insekten, Fundangaben für das Kreisgebiet beigetragen.

Rezension von Wolfgang Lübcke, 2008