Naturschutz und Landschaftspflege
mit Skudden

 
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Sehr ursprüngliche, wildähnliche Schafrasse

Dipl.-Umweltwiss. Andreas Heck  M.S.E.L., (NABU)

Seit Herbst 2000 ist die Gemarkung Hundsdorf um eine alte, gefährdete Landschafrasse reicher: Die Skudde weidet dort als eine der kleinsten in Deutschland vorkommenden Schafrassen, um die Biodiversität und das Landschaftsbild verschiedener Grünlandstandorte und Heiden zu erhalten.

Drillinge, Foto: A. Heck

Herkunft / Eigenschaften der Skudden: Das Projekt fußt auf einer mittlerweile 44 Kopf starken Skuddenherde. Die Skudde war bis zum Anfang des letzten Jahrhunderts in Ostpreußen und dem Baltikum beheimatet. Sie gilt in ihrem Ursprungsland seit 1945 als ausgestorben und wird in Deutschland auf der Roten Liste der gefährdeten Nutztierrassen in der Kategorie III als gefährdet geführt. Das liegt zum einen an ihrer rauhen Mischwolle, die nicht mehr den heutigen Ansprüchen der Textilindustrie entspricht, für den Allwetterschutz der Tiere aber hervorragend geeignet ist. Zum anderen sind die Tiere sehr leicht: Starke Skuddenböcke wiegen nicht mehr als 50 kg und damit z.T. gerade ein Drittel herkömmlicher Fleischschafrassen, Muttertiere noch deutlich weniger.

Haltung: Die Skudde ist widerstandsfähig gegenüber Witterung und Parasiten. Sie werden das ganze Jahr über draußen gehalten, wobei windgeschützte Unterstände natürlich zur Verfügung stehen. Skudden sind genügsam und anspruchslos in ihrer Nahrungswahl. Im Winter wird ausschießlich Heu, kein Kraftfutter und Hafer nur zum Zähmen gefüttert. Klauenpflege, Entwurmungen und Mineralsteine sind dennoch ein Muss bei der Versorgung der Tiere. Sie fressen neben Gräsern und Kräutern sehr gern auch Blätter und Baumrinde. Brennesseln werden ebenso wie Disteln verbissen. Der Gehölzanteil tut den Tieren dabei nahrungsphysiologisch sehr gut und prädestiniert sie neben Ziegen für die Offenhaltung durch Verbuschung bedrohter Lebensräume.

Sozialverhalten: Skudden zeigen faszinierende Einblicke in das Sozialverhalten einer noch sehr ursprünglichen, wildähnlichen Schafrasse: So besitzen die Tiere natürlicherweise noch eine gewisse Scheuheit. Sie zeigt sich besonders, wenn die erschrockenen Tiere im Herdenverband flüchten und nach einiger Distanz sichern. Die Ablammungen gingen bislang völlig problemlos ohne äußere Hilfe vonstatten. Beeindruckend ist das ästhetische Erscheinungsbild, nicht zuletzt durch die bisweilen kapitalen Gehörne der Böcke.

Erstaunlicherweise sind sie sehr friedfertig, und es ist bislang in vier Jahren Zucht noch kein Mensch gestoßen worden. Treffen zwei Böcke mit Muttertieren oder auf beengtem Raum zusammen, kann es jedoch gewaltig krachen.

Ziele des Projekts

Skuddenbock, Foto: A.Heck

Die Skudden wurden ursprünglich dazu angeschafft, betriebseigene Grünlandflächen als extensiv genutzte, naturnahe und artenreiche Biotope im Rahmen des Vertragsnaturschutzes zu erhalten bzw. zu entwickeln. Dabei spielte die Reduzierung des Arbeits-, Pflege- und übrigen Kostenaufwandes im Rahmen der Nebenerwerbslandwirtschaft eine wichtige Rolle. Die naturschutzfachlich sinnvolle und gleichzeitig betriebswirtschaftlich tragfähige Erhaltung und Entwicklung der Flächen soll durch das Management der Koppelhaltung der Skudden und die Futterwerbung (Heumahd) gewährleistet werden. Ergänzend werden mechanische Arbeiten bei Bedarf durchgeführt.

Darüber hinaus werden ehemals genutzte, betriebsfremde Flächen, die sich bspw. im Eigentum von Naturschutzverbänden oder der öffentlichen Hand befinden, betreut, für die eine extensive Nutzung naturschutzfachlich geboten ist.

Besonderer Wert wird auf die einvernehmliche Zusammenarbeit mit der örtlich zuständigen Naturschutz-, Forst- und Landwirtschaftsverwaltung, den Gemeinden, den Naturschutzverbänden, den Jägern und der Bevölkerung gelegt.

Pflegeflächen / Projekte / Erfahrungen

Eigene Ackerflächen wurden in Grünland umgewandelt, eine Streuobstfläche wurde angelegt, eine Fichten- und Douglasienaufforstungsfläche zur Weide bzw. Streuobstwiese zurückentwickelt.

Betreut werden neben den ca. 4 Hektar eigenem Grünland ein flächenhaftes Naturdenkmal an der Jägersburg zwischen Hundsdorf und Odershausen. Dort werden nährstoffarme Orchideenwiesen, wechselfeuchte, von Heilziest, Kümmelsilge und Teufelsabbiss bunt blühende Säume sowie ein sumpfiges Großseggenried mit Wollgras und Fieberklee erhalten bzw. entwickelt. Das Projekt wird von der Unteren Naturschutzbehörde unterstützt.

Vergraste Heidefläche, Foto: A. Heck

Zwischen den Löhlbacher Sportplätzen findet jährlich eine kurze, intensive Koppelbeweidung statt, um den Charakter der in den letzten Jahren verbuschten Wacholderheide wieder herzustellen. Die Gemeinde Haina (Kloster) unterstützt die Maßnahme.

Die Anwohner und Spaziergänger treten oft als interessierte Beobachter, Aufpasser bei Verletzungen der Tiere und bei Ausbrüchen sowie erfreulicherweise vermehrt auch als Käufer der Schafe und ihrer Produkte auf.

Finanzierung

Die Finanzierung erfolgt über Eigenmittel, die für die eigenen Flächen teils durch Maßnahmen des Vertragsnaturschutzes über das hessische HELP-Programm eingeworben werden. Auftragsarbeiten werden je nach Zuständigkeit durch die Gemeinde oder die Untere Naturschutzbehörde unterstützt.

Die Verkauf von Tieren und derer Produkte soll möglichst gesteigert werden, um zukünftig den entsprechenden Anteil an der Finanzierung zu erhöhen.

Produkte

Neben Landschaftspflege, Naturschutz und Umweltbildung:

- Schlachttiere bzw. Lammfleisch,
- Zuchttiere, zukünftig auch Herdbuchtiere,
- gegerbte Felle, Hörner

Für Herdenbesuche, Exkursionen, Projektvorstellungen und -erläuterungen sowie Besucherführungen stehen wir nach Absprache sehr gern zur Verfügung!

Träger des Projekts / Kontakt

Friedrich Heck, Forstwirt und Nebenerwerbslandwirt, Hundsdorf, Zum Krautgarten 2, 34537 Bad Wildungen
Tel.: 0 56 21 / 54 90

Dipl.-Umweltwiss. Andreas Heck M.S.E.L., Heinrich-Böll-Str. 43, 21335 Lüneburg
Tel.: 0 41 31 / 707 114
E-Mail: Andreas.Heck@web.de

www.kellerwald-skudden.de

Text und Bilder von Andreas Heck