Der Uhu ist
Vogel des Jahres 2005

 

 Fast ausgerottete größte Eule Europas ist in ihre Lebensräume zurückgekehrt

NABU Deutschland

Der NABU und der Landesbund für Vogelschutz (LBV), NABU-Partner in Bayern, haben den Uhu zum Vogel des Jahres 2005 gekürt. „Mit dem Uhu haben wir einen Vogel ausgewählt, der wie kaum eine andere Art für einen der ganz großen Erfolge in Sachen Arten- und Lebensraumschutz steht“, sagte NABU-Vizepräsident Helmut Opitz.
 

Foto: NABU/M. Delpho

Die hierzulande fast ausgerottete größte europäische Eule komme dank gezielter Artenhilfsprogramme heute wieder bundesweit vor. Trotz der vielerorts stabilen Bestände ist die Population dieses nachtaktiven Greifvogels allerdings regional rückläufig, ohne dass die Ursachen hierfür bekannt seien. Auch wenn sich das Blatt insgesamt gewendet habe, ist der Uhu bis heute besonders schutzbedürftig.

Nach dem Wanderfalken, dem erstmalig 1971 gewählten Vogel des Jahres, fällt die Wahl zum zweiten Mal auf eine Art aus der empfindlichen wie einzigartigen Felsenlandschaft. „Mit der Wahl des Uhus wollen wir auf die Schutzbedürftigkeit des gesamten Felsenlebensraumes und seiner mitunter kaum bekannten Bewohner aufmerksam machen“, so Opitz. Der massige Körper, sein großer Kopf und die bis zu 1,80 Meter Flügelspannweite machen den Uhu zum unverwechselbaren „König der Nacht“. Trotz seiner imposanten Größe sorgt sein hell- und dunkelbraun gemustertes Federkleid im Wald für eine perfekte Tarnung. Obwohl die meisten Menschen die große Eule aufgrund ihrer gut getarnten, nächtlichen Lebensweise selten zu Gesicht bekommen, ist ihnen der auffällige Balzruf aus zahlreichen Erzählungen bekannt. Der weittragende „Buhoo-Ruf“ hat ihr den deutschen Namen Uhu wie auch die wissenschaftliche Bezeichnung Bubo bubo eingebracht.

Der europäische Uhu brütet überwiegend in Felsen und Steinbrüchen. Sein Brutareal reicht von Südwesteuropa und Nordafrika über den europäischen Kontinent ostwärts bis nach Sibirien, Südindien und Südchina. In Deutschland leben derzeit etwa 850 Uhupaare. Verbreitungsschwerpunkte sind die Mittelgebirge Süd- und Westdeutschlands, die Alpen und Schleswig-Holstein. Noch ist der Uhubestand in Deutschland von der Fortführung intensiver Schutzmaßnahmen abhängig. Heute zählen die Verluste durch Stromschlag an ungesicherten Mittelspannungsmasten, Störungen an den Brutplätzen und der Verlust von Lebensräumen in Steinbrüchen zu den wichtigsten Gefährdungen. Trotz des Gegenwindes mancherorts ist die Erfolgsgeschichte Uhu für LBV und NABU ein großer Ansporn, sich weiter mit Ausdauer und Engagement für den Schutz bedrohter Arten und Lebensräume einzusetzen.

Bei Rückfragen:
Markus Nipkow
Vogelschutzexperte
NABU Deutschland
Tel. 0228-4036-155

Weitere Fotos vom Uhu

Eine neue Fotogalerie über den Uhu findet sich auf der Website des bekannten Naturfotografen Manfred Delpho, der auch das obige Bild fotografiert hat.
http://www.delpho.de/deutsch/index.htm


Kurzübersicht zur Situation des Uhus in unserem Kreisgebiet

Die letzte Uhubrut im jetzigen Kreis Waldeck-Frankenberg war 1938 bei Frankenberg nachgewiesen worden. 1979 wurde wieder ein Uhuhorst entdeckt, der allerdings nur noch im Folgejahr besetzt war. Seit 1986 ist der Uhu in unserem Kreis wieder regelmäßiger Brutvogel. 2003 wurden bei nur unvollständiger Erfassung vier Bruten entdeckt und ein Brutvorkommen gemeldet. 2002 wurden aus dem Kreis Waldeck-Frankenberg vier Uhubruten bekannt, hessenweit wurden 57 Bruten gemeldet.


Historisches vom Uhu im Kreis Waldeck-Frankenberg

Schon in der 1849 erschienenen „Geschichte der Jagd und der Falknerei in den beiden Hessen“ von Georg Landau wird der Uhu als Brutvogel in der Umgebung von Wildungen genannt: am Bilstein und in der Nähe von Affoldern. Von dem Grafen Georg von Waldeck zu Bergheim wissen wir, dass der Uhu bis 1910 in den Zechsteinklippen zwischen Affoldern und Lieschensruh gebrütet hat.

Woher der Uhu aus der Schulsammlung des GSG stammt

In den Revieren der Bergheimer Grafen wurden in den Jahren 1884, 1885 und 1893 je ein Uhu erlegt. Einer davon befindet sich in der ornithologischen Sammlung des Gustav-Stresemann-Gymnasiums. Lange Zeit galt unsere größte heimische Eulenart in Hessen als seit 1910 ausgestorben. Im Waldecker Upland soll sie sie noch 1914 gebrütet haben. Und 1938 ist sogar noch eine Brut bei Frankenberg verbürgt, die aber trotz intensiver Schutzbemühungen erfolgreich war.

Der Uhu als Jagdgehilfe

Früher wurde der Uhu auch bei uns für die Hüttenjagd auf Krähen benutzt. Er wurde dazu auf einem Pflock (Jule) angebunden. Aus einer Deckung heraus konnten dann die auf die Großeule hassenden Krähen geschossen werden. In den Jahren nach dem letzten Kriege übte der Sägewerksbesitzer Johannes Paul, der die Gemeindejagden in Wellen, Anraff, Giflitz und Altwildungen gepachtet hatte, diese Jagdart aus. Später wurde die Hüttenjagd mit dem Uhu verboten. Die „pensionierten“ Uhus dienten als Zuchtvögel, deren Nachkommen ausgewildert wurden.


Wie steht es heute um den Uhu in Waldeck-Frankenberg?

Seit 1979 bereichert der Uhu wieder die heimische Vogelwelt. Während andere bei uns einst ausgestorbene Vogelarten wie z. B. der Schwarzstorch zuerst wieder an überlieferten Brutplätzen angetroffen wurden, stimmen sämtliche aus neuerer Zeit gemeldeten Uhu-Brutplätze nicht mit historischen Angaben überein.

Wo man sich über den Uhu informieren kann

In den „Vogelkundlichen Heften Edertal“, die alljährlich für unser Kreisgebiet erscheinen, werden aus Schutzgründen keine aktuellen Brutplätze mitgeteilt. Schließlich wird der Uhu in der „ Roten Liste der bestandsgefährdeten Vogelarten im Landkreis Waldeck-Frankenberg“ in der höchsten Kategorie geführt. Man kann sich jedoch dort über die Bestandsentwicklung informieren. Während 1989 nur zwei Brutpaare bekannt waren, dürften es 2004 acht bis zehn Brutpaare gewesen sein. Zwar werden lediglich vier Brutnachweise und zweimal Brutverdacht gemeldet, berücksichtigt man aber die an anderen Orten in den Vorjahren und bereits in diesem Jahr bekannt gewordenen Uhureviere, erscheint die Zahl von acht bis zehn Brutpaaren nicht unrealistisch. In die Rubrik „besonders bemerkenswert“ fällt eine Baumbrut in Nordwaldeck, die auf einem ehemaligen Greifvogelhorst erfolgte.

Gefährdung und Schutz

Leider werden immer wieder tote Uhus gefunden; es handelt sich oft um Verkehrsopfer oder um Vögel, die an Stromleitungen umkommen. Einer ist an einem mit Seilen (wohl zur Abwehr von Reihern) überspannten Teich ertrunken. Im Jahre 2003 wurde ein toter Uhu gefunden, der 1985 aus einer Zucht bei Göttingen ausgewildert worden war. Eine besondere Bedeutung als Uhu-Brutplätze haben ehemalige oder noch im Betrieb befindliche Steinbrüche. Der Uhu ist auch Brutvogel im Nationalpark Kellerwald-Edersee. Um den Schutz des Uhus in Waldeck-Frankenberg bemühen sich Mitarbeiter des Naturschutzbundes (NABU).

 

Allgemeine Informationen und Pressebild von der Website des NABU Deutschland (http://www.nabu.de/m01/m01_05/02781.html)
Lokale Informationen von Wolfgang Lübcke