Nationalparkleiter informierte NABU-
Ortsgruppen über aktuelle Themen


„Als Marke für die Region etablieren"

WLZ, Frank Seumer, 28.11.2006

VÖHL-HERZHAUSEN (sr). Im Rahmen einer NABU-Kreisvorstandssitzung mit den Ortsgruppenvertretern hat Nationalparkleiter Peter Gaffert über Wildmanagement, Besucherlenkung sowie Regionalentwicklung im Schutzgebiet informiert.

 

Idyllischer Herbstwald im Nationalpark Kellerwald-Edersee -
Nationalparkleiter Peter Gaffert erläuterte beim NABU-
Kreisverband aktuelle Entwicklungsziele des
Großschutzgebietes. (Foto: sr)

„Der Nationalpark muss sich als Marke für unsere Region etablieren", sagte der Chef der Nationalparkverwaltung. Er kündigte sozioökonomische Untersuchungen an. Im nächsten Jahr sollen in Zusammenarbeit mit einer Universität Gästebefragungen auf Wanderparkplätzen und in Infozentren begonnen werden.

Gaffert schilderte aktuelle Trends, wonach 70 Prozent der Deutschen bei der Wahl ihres Urlaubsortes auf eine gesunde Umwelt Wert legen. In die mittlerweile gut entwickelte Müritz-Region kommen 40 Prozent der Besucher wegen des Nationalparks. Seit der Ausweisung Anfang der 90er Jahre sind dort 630 feste Arbeitsplätze in Zusammenhang mit dem Großschutzgebiet außerhalb der Nationalparkverwaltung geschaffen worden.

Gaffert freute sich über den guten Baufortschritt am neuen Nationalparkzentrum Herzhausen, das im Januar 2008 eröffnet werden soll. Im Wildpark Edersee sei eine Modernisierung und Anpassung an die Ziele des Nationalparks notwendig. Als Kraftakt bezeichnete er die Erstellung des Nationalparkplanes, der in diesen Tagen dem Nationalparkbeirat vorgestellt wird und demnächst in Kraft tritt.

Steige als Magneten

Darin enthalten sind auch die Kernaussagen zur Wegeführung, zum Waldumbau und zum Wildmanagement. Gaffert sprach sich für eine mittelfristige Öffnung des Gatters und die Förderung eines angepassten Rotwildbestandes aus. Zur Sicherung der Nahrungsgrundlage für die Leitart des Kellerwaldes sollen das eingesetzte Dam- und Muffelwild dort verschwinden. Gaffert verwies auf hohe Verbissschäden. „Die Gatterfrage ist eine fachlich schwierige Aufgabe, wir müssen zuerst Toleranz im Umfeld schaffen", betonte der Verwaltungschef.

Die NABU-Vertreter diskutierten den Umgang mit den noch vorhandenen Nadelholzbeständen. Der Leiter der Abteilung Forschung, Achim Frede, teilte mit, dass nur Bäume unter 60 Jahren entnommen würden. Ältere Fichten werden der natürlichen Entwicklung überlassen. Derzeit ständen schon auf 78 Prozent der Nationalparkfläche buchenbeherrschte Laubwälder.

Beim Wegekonzept geht der Trend künftig von Schotterwegen hin zu naturbelassenen Pfaden. Schon jetzt sei das Wegenetz deutlich attraktiver als vor der Ausweisung. Der Urwaldsteig und der Kellerwaldsteig seien große Magneten.

„Der Nationalpark steht heute auf gesunden Füßen, ich verstehe ihn nicht als Kampf, sondern will die Menschen mitnehmen", sagte Gaffert und strahlte viel Optimismus aus. NABU und Nationalparkamt wollen auch künftig in Sachen Forschung und Öffentlichkeitsarbeit eng zusammenarbeiten.

Bericht: Frank Seumer, 2006