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Erster Runder Tisch
zur Versandung Twistevorstau
 

Gemeinsames Konzept und Lösungen zur Finanzierung sollen erarbeitet werden

Ursula Trautmann, HNA, 20.02.2008

BAD AROLSEN. Angeregt durch Presseberichte, darunter in der HNA vom 23. Dezember mit dem Titel „Schlamm verdirbt den Ruf“, trafen sich jetzt Vertreter der Stadt Bad Arolsen, der zuständigen Behörden und Institutionen sowie Diplom-Geograph Dr. Eckhard Jedicke zum ersten Runden Tisch. Thema: Versandung des Twistevorstaus, die Folgen und nötige Gegenmaßnahmen.

Lösungen gesucht: sitzend v.l. Heinz Lösekamm (Leiter Bau- und Liegenschaftsabteilung Bad Arolsen),
Rolf Enders (Geschäftsführer Wasserverband Diemel), Karl Staiber (NABU Bad Arolsen), Bernd
Lehmann (RP Kassel).
Hinten v.l. Sabine Gottmann, Wilhelm Müller, Bürgermeister Gerhard Schaller (Stadt Bad Arolsen),
Wissenschaftler Dr. Eckhard Jedicke, Hermann Thomas (Baumeister der Twistetalsperre)
 

Der Vorstau vom Wanderweg aus gesehen

„Wir müssen handeln“, sagte Bürgermeister Gerhard Schaller, denn man wolle die Qualität des schönen Twistesees erhalten. Und das gehe nur gemeinsam mit allen Beteiligten. Weil der Vorstau die vielen Sedimente und Schlämme von Ackerflächen aus dem 125 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet nicht mehr halten kann und immer mehr verlandet, nimmt letztlich auch die Wassertiefe im Hauptsee ab. Zu viele Nährstoffe fließen ein und begünstigen das Wachstum von Algen und Schlingpflanzen.

Laut Bernd Lehmann von der Oberen Wasserbehörde beim Regierungspräsidium Kassel setzen sich im Vorstau seit 1974 jährlich 3000 Kubikmeter Sedimente ab. Bislang also schon 100 000 Kubikmeter. „Wir sind jetzt an dem Punkt, wo was getan werden sollte“, so Lehmann. In 20, 30 Jahren könnte sonst der Vorstau völlig verlandet sein. Vorstellbar wäre zwischen Braunsen und dem Vorstau ein separater Sedimentfang, der jährlich geräumt wird. Der Schlamm bestehe aus „besten Böden“ der Äcker. Ein Programm müsse her, um möglichst viel Uferrandstreifen aufzukaufen, hieß es. Denn viele Felder grenzten unmittelbar an die Bäche und bei starken Niederschlägen würde Ackerboden bis zum Twistesee gespült.

Rolf Enders, Geschäftsführer des als Träger zuständigen Hessischen Wasserverbandes Diemel, erläuterte den physikalischen Prozess von Fließgewässern. Je mehr begradigt wird, umso mehr Gefälle und Fließdynamik entsteht, und dies führt zu immer tieferen Erosionen. Irgendwann in ferner Zeit könnte sich sogar die Twiste zu einer Art Gran Canon entwickeln.

Deshalb seien Überschwemmungsgebiete wichtig, und sogar Todholz wie Baumstämme erfülle durch das Auffangen von Geschiebe eine Funktion. Geplant sei bereits die Errichtung von sechs Solschwellen (kleinere Steinwälle) im Verlauf der Twiste bei Braunsen.

Den betroffenen Landwirten mit Äckern nahe von Gewässern müsse vermittelt werden, dass sie durch bestimmte Maßnahmen ökonomisch nicht im Nachteil seien, sagte Jedicke. In den Runden Tisch sollte die Landwirtschaft mit eingebunden werden. Ein gemeinsames Konzept und Lösungen zur Finanzierung stehen nun im Vordergrund der nächsten Schritte.

Ursula Trautmann (zut)

 

 

WLZ, 20.02.2008


 

Berichte: HNA, WLZ, 20.02.2008