Tunnel hat sich bewährt
Amphibienschutz bei Bringhausen


Naturschutzbund zieht eine Bilanz

HNA, 07.07.2007

EDERTAL. Der beim Radwegebau entlang des Edersees bei Bringhausen eingebaute Amphibientunnel hat seine Bewährungsprobe bestanden. Das berichtet der Naturschutzbund Edertal (NABU).

 

Der Amphibientunnel an der historischen Dorfstelle Bringhausen rettet vielen Jungkröten das
Leben und sichert so den Bestand der Amphibienpopulation im Nationalpark.

Die Naturschutzorganisation hatte die Initiative zum Bau des Tunnels ergriffen, da dort bisher zahlreiche Erdkröten auf ihrer Laichwanderung aus dem Nationalpark zum Edersee überfahren worden waren. Gerade noch rechtzeitig gelang es, diese wichtige Artenschutzmaßnahme zu realisieren. „Das verdanken wir dem Verständnis und der Flexibilität aller Beteiligten", sagte NABU-Vorsitzender Wolfgang Lübcke. Die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Edertal, dem Amt für Straßen- und Verkehrswesen sowie dem Planungsbüro sei optimal gewesen.

Gemeinsame Konstruktion

Die naturschutzfachliche Betreuung übernahm ebenfalls der NABU. Er suchte eine neue Tunnelkonstruktion aus, die von einer Firma aus Rendsburg in Zusammenarbeit mit Naturschützern, Planern und Straßenbauern entwickelt worden ist. Der aus Polymerbeton gefertigt Klimatunnel hat im Oberteil Schlitze, die das Eindringen von Licht und Wasser ermöglichen. Insbesondere die empfindlichen Jungtiere benötigen Niederschlagswasser, damit bei der Wanderung durch die Betonröhre ihre Haut nicht austrocknet.

Der in den Straßenkörper eingebaute Tunnel hat laut NABU eine Reihe von Eigenschaften, die für die Amphibien günstig sind. Er ist ohne metallische Bewehrung, damit die Orientierung mancher Amphibien nach dem Erdmagnetismus nicht gestört wird. Die Laufflächen für die Tiere sind glatt und damit verletzungsfrei. Außerdem entzieht der Spezialbeton den Tieren
keine Feuchtigkeit.

Ein Problem trat bei der Rückwanderung der Tiere auf. Auf der Seeseite der Straße wurde eine Bruchsteinmauer zur Abstützung gebaut. Damit die jungen Kröten in den lebensnotwendigen Wald auf der anderen Seite wandern können, musste eine Rampe als Aufstieg zum Tunnel gebaut werden. Lübcke: „Auch diese Lösung hat sich bewährt." Das Nationalparkamt übernahm den Bau einer Amphibienleitanlage aus Holz, die die Tiere auf beiden Straßenseiten zum Tunnel lenkt.

Bei der Amphibienwanderung dieses Jahres erfässten Helfer des NABU bei nur sechs Terminen 711 lebende Erdkröten und 22 Molche entlang der Straße zwischen Bringhausen und dem Parkplatz südlich des Weißen Steins. Dieses Ergebnis - so der NABU - lässt eine recht beachtliche Amphibienpopulation bei Bringhausen vermuten. Aber noch immer würden außerhalb des abgezäunten Bereichs Amphibien überfahren. Eine Erweiterung der Anlage - so der NABU - sei daher wünschenswert, (seh)

HNA, 07.07.2007