Herbsttagung des HGON AK WF
mit Exkursion in die Ederauen


Einblicke in die Natur des Edertals

Bericht: Wolfgang Lübcke, 28.10.2007

Edertal/Bad Wildungen: das 30jährige Jubiläum der beiden Naturschutzgebiete „Ederauen zwischen Bergheim und Wega“ und „Unter der Haardt“ war Anlass für den Arbeitskreis Waldeck-Frankenberg der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), am Samstag seine Herbsttagung im Edertal durchzuführen. Zugleich bildete die Veranstaltung den Abschluss einer Exkursions- und Vortragsreihe im Programm der NABU-Gruppen Edertal und Bad Wildungen.

Die gut besuchte Tagung mit Teilnehmern aus dem gesamten Kreisgebiet begann am Vormittag von Wega aus mit einer Exkursion in die Ederauen, an der auch der Edertaler Bürgermeister Wolfgang Gottschalk teilnahm.

Bedeutung des ehemaligen Klärteichs Wega

Der Edertaler NABU-Vorsitzende Wolfgang Lübcke stellte zunächst die Bedeutung des ehemaligen Klärteichs bei Wega heraus. Nach Inbetriebnahme der Wegaer Kläranlage werde das Gewässer nicht mehr für seinen ursprünglichen Zweck benötigt und könne aus hygienischen Gründen weder als Badeteich noch als Angelgewässer dienen. Seine „herausragende Bedeutung für die Natur“ konnten die Teilnehmer in Augenschein nehmen. Neben zahlreichen Wasservögeln war auch ein Eisvogel anwesend.

Als Ausgleichsmaßnahme im Zusammenhang mit dem Neubau der Kläranlage plane die Stadt Bad Wildungen im unteren Bereich des ehemaligen Klärteichs die Anlage einer Flachwasserzone. Das bringe eine erhebliche Aufwertung dieses Gewässers in Verbindung mit dem angrenzenden Auwald.

Wasserspiegelabsenkung aufgrund früherer wasserbaulicher Fehler

Lübcke zeigte die Spuren der Auskiesung des Ederbettes und die damit verbundenen Begradigungsmaßnahmen der Eder zwischen Wega und Mandern auf. Sie habe zu einer Erhöhung der Fließgeschwindigkeit und in deren Folge zu einer starken Eintiefung der Eder geführt. Infolge dieser und anderer früherer wasserbaulicher Fehler sei der Grundwasserspiegel im Edertal um eineinhalb bis zwei Meter gesunken.

An der Ederbrücke Wega/Wellen erläuterte Cord Brand von der Oberen Naturschutzbehörde im Regierungspräsidium Kassel die dort anstehende Ausgleichsmaßnahme im Zusammenhang mit der Sanierung der Ederbrücke. Auf der Wellener Seite unterhalb der Brücke soll ein Altwasserarm wieder in seinen ursprünglichen Zustand versetzt werden.

Positive Auswirkungen der Sohlgleiten

An der Sohlgleite bei Wellen erläuterte Stefan Vogt vom Ederfischereiclub die Auswirkungen der beiden zwischen Anraff und Wellen errichteten Sohlgleiten. Er ließ keinen Zweifel daran, dass diese nur als “Rettungsanker“ infolge früherer Umweltsünden anzusehen seien. Am Wasserstand des Altwasserarms rechts oberhalb der Wellener Sohlgleite könne man die positiven Auswirkungen des Bauwerks erkennen. Eine positive Folge habe man ursprünglich gar nicht im Blickfeld gehabt:
Die Strömungsverhältnisse unterhalb der Sohlgleite hätten zu einer neuen natürlichen Dynamik geführt. Hier entstünden wieder Kiesbänke und die Bildung einer Steilwand führe dem Fluss wieder das notwendige Kiesgeschiebe zu. Fischereibiologische Untersuchungen hätten diesen Ederabschnitt als den wertvollsten im unteren Edertal erwiesen. Die Sohlgleite reichere Sauerstoff an und spüle das Kieslückensystem frei. Davon könnten im Kiesbett laichende Fischarten profitieren.

Bedeutung der Ederauen

Die Bedeutung der Ederauen für den Tourismus betonte Bürgermeister Wolfgang Gottschalk in seinem Grußwort zu Beginn des nachmittäglichen Vortragsprogramms in Giflitz. Er legte einen Schwerpunkt auf die Darstellung der Investitionen der Gemeinde im Umweltbereich vom Kläranlagenbau bis zur Förderung der Solarenergie. Lobende Worte fand er für das „bürgerschaftliche Engagement“ des NABU Edertal.

Bildvortrag über NSGs im Bereich der Eder

In einer Bilderreise stellte Wolfgang Lübcke die Naturschutzgebiete im Gewässersystem der Eder von Hatzfeld bis Mandern vor. Die Ausweisung von 23 Naturschutzgebieten (NSG) zwischen der Quelle im Rothaargebirge und der Mündung der Eder in die Fulda seien ein Beleg für die große Wertigkeit der Ederauen. Allein im Waldeck-Frankenberger Bereich gibt es - so Lübcke - 16 NSG, das sind fast ein Drittel der 52 NSG im gesamten Kreisgebiet. Die gute Wasserqualität der Eder, wertvolle Auwaldkomplexe und eine artenreiche Tier- und Pflanzenwelt verleihen nach seinen Worten den Ederauen landesweit den Charakter eines Alleinstellungsmerkmals. Damit stünden die Ederauen in ihrer Bedeutung neben dem Nationalpark Kellerwald-Edersee und den Hochheiden im Waldecker Upland. Diese Bedeutung zu unterstreichen, sei ein wichtiges Ziel der HGON-Tagung. Auch ein in Kürze erscheinendes Buch des Frankenberger Naturfotografen Gerhard Kalden über der Eder von der Quelle bis zur Mündung werde dazu einen wichtigen Beitrag leisten.

Vortrag zur Pflege und Entwicklung der NSG im unteren Edertal

Cord Brand (RP Kassel) referierte zur Pflege und Entwicklung der Naturschutzgebiete im unteren Edertal. Deren positive Entwicklung sei ein Ergebnis der guten Zusammenarbeit unterschiedlicher Akteure. Er verband seinen Rückblick mit Perspektiven für die Zukunft. Weitere Verbesserungen der Gewässerstruktur seien erforderlich, auch auf dem Hintergrund der EU-Gewässerrichtlinie. Der Fluss müsse wieder mehr Raum für die Entfaltung seiner natürlichen Dynamik erhalten. Lübcke dankte der Oberen Naturschutzbehörde für die gute Zusammenarbeit mit dem ehrenamtlichen Naturschutz.

Eindrucksvolle Bilder über die Tier- und Pflanzenwelt der Ederauen des bekannten Naturfotografen Günther Schumann rundeten das Programm ab.

Bericht: Wolfgang Lübcke, 28.10.2007